Von der Pfanne in den Tank – Sammelboxen für altes Speiseöl: Umweltrettung von der Küche aus

Ein neues System soll dafür sorgen, dass wir in unseren Privathaushalten endlich unser Öl richtig entsorgen. Das gehört nämlich weder in den Abfluss, noch in den Restmüll. Kippen wir es da rein, setzt sich das Fett in Rohren und Kanalisation ab und wird zu einem riesen Umwelt-Problem. Stattdessen wird es jetzt in einem speziellen Automaten gesammelt. Klasse Nebeneffekt: Aus dem alten Speiseöl wird 1 zu 1 Biodiesel gemacht.
© Samstag, 16. Juli 2022; von Katja Narkprasert

Quelle: Wochenblatt Nachbarschaft

Nachdem die Bratkartoffeln und das Schnitzel die perfekte Bräune erreicht haben, kommen sie auf den Teller. In der Pfanne zurück bleibt mehr oder weniger altes Öl. Das kippen viele Menschen kurzerhand und samt Panaderesten in den Küchenabfluss. Hinterher wird der Ölfilm mit ordentlich Spüle und heißem Wasser den Abfluss hinunter gespült. Doch dort kann das alte Fett erheblichen Schaden anrichten. Wird es kalt, setzt es sich in Form von Klumpen ab. Für den privaten Haushalt bedeutet das, dass das Rohr verstopfen kann und einem irgendwann die ganze Suppe wieder entgegen kommt. Doch noch verheerender sind die Ausmaße in der Kanalisation. Das alte Fett belastet die Umwelt, bildet im schlimmsten Fall ganze Berge und muss aufwendig und teuer von Hand beseitigt werden. Eine ganz schön eklige Angelegenheit.

Italien, Spanien, Tschechien und viele andere Länder sammeln schon lange
In anderen Ländern ist es seit Jahren üblich, dass Öl-Reste von Privathaushalten gesammelt werden. Auch bei uns gibt es die Möglichkeit, das alte Öl auf manchen Wertstoff- oder Recyclinghöfen, in sogenannte Fettboxen, zu entsorgen. Doch während es in Spanien bis zum Jahr 2025 sogar gesetzlich vorgeschrieben ist, sein Altöl vorschriftsgemäß zu entsorgen, wissen die meisten Leute hierzulande gar nicht, dass es überhaupt die Möglichkeit gibt, das gebrauchte Frittenfett irgendwo abzugeben!

Dabei ist das Öl wertvoll. Aus einem Liter Speiseöl lässt sich ein Liter Biodiesel herstellen. Ganz korrekt heißt der dann „abfallbasierter Biodiesel“ und trägt seinen Teil zum Klimaschutz bei. Statt verbrannt zu werden, kann unser gebrauchtes Öl, so noch einmal genutzt werden. Mit 1,2 Liter Biodiesel kommt man durchschnittlich 20 Kilometer weit. Große Mengen Alt-Öl werden schon lange von Tanklastern abgeholt, um sinnvoll weiterverarbeitet zu werden. Aufbereitungsanlagen beziehen diese großen Mengen vor allem aus Gastronomiebetrieben, Fast-Food-Ketten aber auch anderen Einrichtungen, in denen halt klassischerweise viel altes (Frittier-)Öl anfällt.


Initiative „Jeder Tropfen zählt“ – Auch in Baden-Württemberg
Das klingt alles ziemlich logisch. Jetzt müssen nur noch Privathaushalte nachziehen. Weil so wenige Menschen von der Existenz von Fettboxen auf Recyclinghöfen wissen und um die korrekte Öl-Entsorgung noch einfacher zu gestalten, hat eine kleine Firma aus dem bayerischen Thalmässing eine großartige Idee umgesetzt. Nach nordspanischem Vorbild hat „Jeder Tropfen zählt“ in mehreren Gemeinden rund um Fürth einen Sammelautomaten für Altspeisefett aufgestellt. Für daheim bekommt man eine große Sammelbox, in die man die ganzen Fettreste ungefiltert hinein kippen kann. Ist die Sammeltüte voll, bringt man das Öl zum Automaten. Von dort wird es abgeholt und professionell aufbereitet. Man hat keinen Ärger mit verstopften Abflüssen, keine fettigen Hände von Versuchen, das Zeug im Restmüll zu entsorgen, tut etwas für die Umwelt und trägt zusätzlich auch noch dazu bei, unsere Energiesouveränität zu stärken.

Wo gibt es die grünen Sammelbehälter?
Aktuell stehen die Boxen in verschiedenen bayerischen Gemeinden und im Baden-Württembergischen Hohenlohekreis in Öhringen und Dörzbach. Damit mehr Sammelbehälter aufgestellt werden können, gilt es allerdings einige Hürden zu überwinden. Am Anfang steht die Entscheidung der Gemeinde. Es gibt einen Automaten pro 5000 Einwohner. Möchte eine Gemeinde so einen Sammelautomaten, kann sie sich gern an Jeder Tropfen zählt wenden. Je mehr Bedarf angemeldet wird, desto eher, kann das Unternehmen reagieren. Denn es gilt, weitere Aufbereitungsbetriebe mit ins Boot zu holen. Damit die Wege und Kosten für die Anfahrt, um das alte Öl abzuholen, auch in einer vernünftigen Relation bleiben. Doch wenn das gelingt, wenn sich deutschlandweit alle Privathaushalte für diese Idee begeistern könnten, und wenn entsprechende Partner gewonnen werden können, um das Projekt groß zu machen, dann haben wir alle etwas dafür getan, unsere Welt ein kleines bisschen sauberer und nachhaltiger zu machen.