Wohin mit altem Fett in Haßbergler Küchen? CSU will es künftig recyclen
Foto: Martin Sage. Nicht mehr in den Bio- oder Restmüll, nicht mehr in die Spüle oder ins Klo. Die CSU Kreistagsfraktion will ein Recyclingsystem für Altfett und Speiseöl im Landkreis Haßberge einführen.
Fraktionsvorsitzender Steffen Vogel spricht von einer wichtigen Ressource, die der Landkreis Haßberge bis dato überhaupt nicht nutzt. Und von Umweltschutz.
Quelle: Mainpost, Martin Sage
Geht es nach dem Willen der CSU-Kreistagsfraktion, dann bekommt schon bald jeder private Haushalt im Landkreis ein Sammelbehältnis für Speiseöle und Altfette aus Fritteuse, Pfanne oder Lebensmittelglas. Die Abfälle sollen recycelt werden, statt bisher in der Bio- oder Restmülltonne oder gar in der Kanalisation zu verschwinden. Einen entsprechenden Antrag will die Fraktion in naher Zukunft dem Kreistag zur Entscheidung vorlegen. In einer Pressemitteilung vom Freitag hat CSU-Kreisvorsitzender Steffen Vogel diese Redaktion über die Pläne in Kenntnis gesetzt. Aus dem Schreiben ergibt sich folgendes Bild:
Warum soll das Altfett gesammelt werden?
Einerseits enthalten Altfette oder gebrauchte Speiseöle viel Energie, die noch genutzt werden kann, beispielsweise in Biogasanlagen für die Gewinnung von Strom und Wärme. „Mit 1,2 Liter altem Fett aus der Fritteuse, der Pfanne oder dem Olivenglas kann Biodiesel für zirka 20 Kilometer erzeugt werden“, bringt Vogel in der Pressemitteilung ein weiteres Beispiel für das bisher ungenutzte Potenzial.
Andererseits lässt sich durch die Fett- und Ölsammlung das Restmüllaufkommen verringern: Ein wichtiger Umstand angesichts der Tatsache, dass die Menschen im Landkreis Haßberge zuletzt wieder mehr Restmüll produziert haben. Und die Kanalisation wird entlastet. Bislang empfiehlt der Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises die Entsorgung über die Bio- oder Restmülltonne. Mancher Zeitgenosse schüttet Öle und heiße Fette aber in die Spüle oder Toilette, von wo sie in die Kanalisation gelangen – und die Umwelt belasten.
Wie stellt sich die CSU das Sammelsystem vor?
MdL Steffen Vogel will jeden Haushalt mit einem 1,2-Liter-Sammelbehältnis ausstatten, „in das Fett mit bis zu 70 Grad Celsius eingefüllt werden kann“, wie er in der Pressemitteilung erläutert. An Schlüsselstellen im Landkreis, vor allem in Einkaufsmärkten, stünden dann Automaten, an denen die Bürgerinnen und Bürger „ähnlich einem Pfandsystem“ die vollen gegen leere Gefäße austauschen können.
Sobald die Automaten gefüllt sind, werden die vollen Behälter zur Aufbereitung abgeholt. Ein Spezialunternehmen befreit das Fett durch Filterung von Reststoffen wie Paniermehr oder Kräuter und trennt Fette und Öle durch Zentrifugieren und Temperieren. Die so entstandenen Rohstoffe könnten dann wiederverwertet werden, verkündet die CSU. Genutzt werde das Altfett dann in der Kosmetikindustrie, in der Biodieselherstellung oder im Blockheizkraftwerk. Kreisvorsitzender Vogel verspricht einen Aufbereitungsprozess ohne Chemikalien, mithin die Schonung der Umwelt.
Wer soll sich um das Recycling von Fett kümmern?
Die CSU Haßberge strebt eine Kooperation mit dem dem Unternehmen „Altfettrecycling Lesch“ mit Sitz in Thalmässing (Landkreis Roth, Mittelfranken) an, laut Vogel dem bisher einzigen Anbieter eines solchen Sammelsystems. Lesch ist Spezialist für Altfettverwertung aus der Gastronomie; seit 2018 kümmert sich der Entsorgen jedoch auch um Fette aus privaten Haushalten und verarbeitet sie zu Biodiesel.
Wie dem Internetauftritt der Firma zu entnehmen ist, können seit besagtem Jahr Bürgerinnen und Bürger aus Erlangen, Fürth und im Landkreis Roth die gebrauchten Speisefette an den Sammelautomaten von Lesch abgeben. Auf der Homepage sind große grüne Sammelautomaten zu sehen, ähnlich den Pfandflaschenautomaten, jedoch versehen mit dem Motto: „Jeder Tropfen zählt“. Die 1,2-Liter-Sammelbehälter von Lesch sind ebenfalls grün, sie ähneln in der Form größeren Plastiktrinkflaschen mit Schraubverschluss.
Was soll die Aktion kosten?
In der CSU geht man von Kosten in Höhe von rund 80 000 Euro im Jahr aus. „Umgerechnet ist das ein Euro pro Landkreisbürger, dies ist für den Mehrwert des Systems ein mehr als angemessener Betrag“, erklärt Vogel in dem Schreiben an die Presse.
Und wie soll es nun weitergehen?
Die CSU-Kreistagsfraktion will das Thema Altfettrecycling bei der Arbeitstagung des Kreisumwelt- und Werkausschusses im März behandeln, sprich den Ausschussmitgliedern das System im Detail vorstellen. Und dann hofft Vogel auf eine schnelle Entscheidung im Kreistag.