Thalmässing und Heideck ringen um Spitzenplatz

“Das Sammelsystem funktioniert”: Altfett-Recyclingfirma Lesch zieht zufrieden Zwischenbilanz über Pilotprojekt

Quelle: Donaukurier vom 05.07.2019, Author: Volker Luff,
https://www.donaukurier.de/lokales/hilpoltstein/Thalmaessing-und-Heideck-ringen-um-Spitzenplatz

Thalmässing/Hilpoltstein (HK) Auf nicht ganz eineinhalb Jahre ist der Pilotversuch angelegt, den die Thalmässinger Recyclingfirma Lesch in den fünf Kommunen der ILE Jura-Rothsee sowie in Teilen von Fürth und Erlangen durchführt – jetzt ist Halbzeit für die Sammlung von Altfetten und -ölen in Privathaushalten unter dem Motto “Jeder Tropfen zählt”.

Der Projektleiter Hubert Zenk zieht nach den ersten Erfahrungen erfreut Zwischenbilanz. “Für uns steht bereits heute fest: Es besteht großes Sammlungspotenzial, wenn man umweltbewussten Haushalten in Deutschland ein modernes Sammelsystem anbietet. “

Insgesamt sind laut Zenk bereits mehr als neun Tonnen gebrauchte Speiseöle in den Pilotkommunen gesammelt worden. Mit dieser Menge könnte ein Auto vier Mal um die Erde fahren – mit um 90 Prozent geringeren CO2-Emissionen. Das bisherige Ergebnis lasse erwarten, dass die für den Pilotzeitraum gesteckten Zielmengen sehr wahrscheinlich übertroffen werden, so Zenk.

Der Blick aufs Detail verrät aber noch viel mehr. Zum Beispiel, dass die Menschen umso fleißiger sammeln, je ländlicher ihr Wohnort ist. Erlangen beispielsweise schneidet so schlecht ab, dass man dort laut der Firma Lesch nicht unbedingt sieben Sammelautomaten benötigen würde. Dennoch sind hier bislang immerhin rund 1,8 Tonnen zusammengekommen. Deutlich besser läuft es in Fürth mit einer Altfettmenge von vor-aussichtlich 400 Gramm pro Person und Jahr. Das Ziel waren ursprünglich lediglich 350 Gramm. In der Kleeblattstadt habe eine umfangreiche Plakataktion fürs Sammeln geworben, sagt Zenk. Zudem habe die Verteilung der grünen Behälter durch Mittelschüler große Aufmerksamkeit erzeugt.

Dass das leichte Erhalten der Behälter die Sammelmenge stark beeinflusst, lässt sich an Hilpoltstein beobachten: Hier mussten und müssen die Menschen ihre erste Dose in der Stadtverwaltung abholen, danach erhalten sie wie in allen anderen Orten Ersatz am Sammelautomaten – eine saubere, leere für eine volle. In den anderen vier ILE-Kommunen wurden die Behälter anfangs verteilt. Bisher seien in Hilpoltstein schon über 2600 Behälter von Bürgern abgeholt worden, so Zenk, wohl rund ein Drittel der Haushalte beteilige sich somit an der Sammelaktion. Es lasse sich deshalb eine zeitliche Verschiebung beobachten, “wir erwarten in der zweiten Jahreshälfte und den Folgejahren größere Sammelmengen als bisher”. Die gesammelte Menge pro Haushalt, der mitmacht, liege auf dem Niveau der anderen ILE-Kommunen.

Diese liegen allesamt jenseits der angestrebten 350 Gramm. pro Einwohner und Jahr. Sammel-Spitzenreiter sind bisher die Stadt Heideck und der Markt Thalmässing mit hochgerechneten Jahresmengen von mehr als einem halben Kilogramm pro Einwohner. Ginge es exakt so weiter wie bisher, würde sich nach einem ganzen Jahr Heideck die Krone aufsetzen – mit 580 Gramm, knapp vor Thalmässing (564 Gramm), danach folgten Greding (470 Gramm) und Allersberg (376 Gramm). Hilpoltstein läge zwar mit 162 Gramm abgeschlagen auf dem letzten Platz – noch weit hinter Fürth (429 Gramm) und Erlangen (304 Gramm) -, würde mit seiner anderen Verteilung der Behälter aber wichtige Hinweise für das Pilotprojekt liefern.

Dort, wo die kleinen, grünen Sammelbehälter verteilt worden sind, rechnet Hubert Zenk bei vorsichtiger Schätzung mit einem durchschnittlichen Ergebnis von 420 Gramm am Ende eines Jahres pro Bürger. Etwas optimistischer gerechnet, könnten es sogar 480 Gramm sein. Der Unterschied klingt marginal, gerade einmal 60 Gramm. Er gewinnt aber an Bedeutung, wenn man die bisherige Sammelmenge betrachtet – denn schon vor dem Feldversuch konnten die Bürger im Kreis Roth ihr Altfett an den Recyclinghöfen abgeben. Außerhalb der ILE-Gemeinden tun sie das – im Idealfall – noch heute. Die auf diese Weise gesammelte Menge hat laut Landratsamt im Jahr 2017 rund 30 Gramm pro Bürger betragen.

Bayernweit lag das Ergebnis an den Wertstoffhöfen laut Zenk im Jahr 2013 bei 60 Gramm. Mit ein paar Verbesserungen ist es nicht unwahrscheinlich, dass im Pilotgebiet das Zehnfache erreicht wird. Wie Zenk stolz verkündet: “Das Sammelsystem funktioniert.”

Aus gebrauchtem Bratfett oder dem Öl von eingelegten Oliven, auch aus verdorbener oder abgelaufener Butter oder Margarine kann Biokraftstoff hergestellt werden. Während gastronomische Betriebe und die Industrie bereits verpflichtet sind, diese Speisefette – der Fachbegriff lautet UCO (Used Cooking Oil) – zu sammeln und recyceln zu lassen, wird das aus Privathaushalten stammende Material in der Regel nicht verwertet. Das zu ändern, ist das Ziel der Recyclingfirma Lesch, die deshalb ein Pilotprojekt angestoßen hat. Ist es erfolgreich, soll das Sammeln mittel- und langfristig auf Bayern oder gar bundesweit ausgedehnt werden.

In das bayerische – vielmehr mittelfränkische – Pilotprojekt sind mehr als 60000 Bürger in etwa 27000 Haushalten integriert. An 20 Sammelautomaten können die rund 30000 ausgegebenen Sammelbehälter gefüllt abgegeben und gegen leere Behälter getauscht werden. Finanziell gefördert wird das Projekt von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Projektpartner ist der Mittelstandsverband abfallbasierter Kraftstoffe (MVaK).

Am Ende muss sich das Ganze natürlich auch für den Anbieter rechnen, der Umweltschutzgedanke reicht nicht aus. Es sei denkbar, Sponsoren zu finden, heißt es bei der Firma Lesch, die sich nicht nur ums Recycling kümmert, sondern auch um die gesamte Logistik. Beispielsweise sorgt sie dafür, dass die Sammelcontainer geleert werden und saubere Behälter zur Verfügung stehen. Doch gibt es an den Automaten auch immer wieder Probleme, teilweise werden sie trotz Beschreibung falsch bedient oder verstopft. Das verursacht Kosten. Eine erste Erkenntnis des Pilotprojekts ist, dass eine Zeichen- und Bildsprache entwickelt werden soll. Erste Aussagen zur Wirtschaftlichkeit des Projekts sollen im Herbst 2019 vorliegen, um eine Entscheidungsgrundlage zur möglichen Ausweitung der Sammlung zu schaffen.