Viel Stoff für die kleinen Forscher: Vorschulkinder verfolgen Weg des Altfetts vom Verbraucher in den Autotank

Bericht aus dem Donaukurier vom 31.07.2019, Quelle:
https://www.donaukurier.de/lokales/hilpoltstein/Viel-Stoff-fuer-die-kleinen-Forscher;art596,4271542

Thalmässing (HK) Ganz viele Informationen, die sie für ihr Projekt im Rahmen der Aktion „Haus der kleinen Forscher“ brauchen, haben jetzt die Vorschulkinder aus dem Kindergarten Regenbogen gesammelt: Sie waren zu Gast im Altfettrecyclingbetrieb Lesch und fragten dem Chef ein Loch in den Bauch.

Probieren geht über Studieren – diesen Satz haben die kleinen Forscher längst verinnerlicht. Sie versuchten, das Fett mit Spülmittel zu reinigen. Dann war aber nicht nur der Dreck, sondern auch das Fett weg. Beim Reinigungsversuch mit Wasser setzte sich das Fett oben als Film ab. Und wenn man das Öl in der Salatschleuder rotieren lässt, wird es zwar heller, aber nicht sauber. Jeder Versuch warf neue Fragen auf. 

115000 gelbe Behälter, die je 180 Liter fassen, sammelt die Firma Lesch im Jahr ein. Das Fett wiegt so viel wie 3200 Elefanten. Heiko Lesch lüftet das Geheimnis und öffnet einen der Rückgabebehälter für die grünen Dosen. Wie im Alltag Fett gesammelt wird, zeigt er zusammen mit Elisa (Bilder im Uhrzeigersinn). | Foto: Karch
115000 gelbe Behälter, die je 180 Liter fassen, sammelt die Firma Lesch im Jahr ein. Das Fett wiegt so viel wie 3200 Elefanten. Heiko Lesch lüftet das Geheimnis und öffnet einen der Rückgabebehälter für die grünen Dosen. Wie im Alltag Fett gesammelt wird, zeigt er zusammen mit Elisa (Bilder im Uhrzeigersinn). | Foto: Karch

Doch ganz falsch lagen die Kinder mit ihren Versuchen nicht, wie ihnen Heiko Lesch bei ihrem Besuch versichert. „Das, was ihr im Kleinen gemacht habt, machen wir im Großen. “ Weil in den großen Maschinen aber die meisten Vorgänge nicht beobachtet werden können, zeigt Lesch den Kindern mit Alltagsgegenständen, wie aus altem Fett der Grundstoff für wertvollen Biodiesel wird. Das gesammelte Altfett wird erwärmt und durch ein großes Sieb gegossen. Das hält zum Beispiel die Reste von Fleischküchle und Semmelbröseln vom Schnitzel zurück. In einer Zentrifuge – einer großen Salatschleuder oder Waschmaschinentrommel – werden die feineren Reststoffe entfernt. Wenn das Fett ganz sauber ist, wird es von Tanklastzügen geholt und zu Betrieben gebracht, die daraus den Biodiesel herstellen. Fast wie bestellt rollt so ein Lastzug auf den Hof und lässt den Tank mit Fett volllaufen – ganz genau beobachtet von den Vorschulkindern. 

Die wollen auch wissen, woher denn das alte Fett überhaupt kommt. „Das sammeln wir bei Gaststätten ein, zum Beispiel in der Krone und beim Gerberwirt in Thalmässing oder auch bei McDonalds und Burger King. “ Natürlich auch bei der Gastwirtschaft in Eckmannshofen. Denn da waren die Kinder vorher, um an der Kerwa Bratwürste zu essen. Das Fett, in denen die Würste gebraten wurden, wird danach in einen Sammelbehälter geschüttet, der 180 Liter fasst. „Was schätzt ihr, wie viele solcher Tonnen wir im Jahr einsammeln“, will Heiko Lesch wissen. Die Kinder rätseln: 20 Behälter oder doch eine Million? Es sind 115000 Boxen im Jahr, erklärt Lesch. Und er kann den Kindern auch anschaulich machen, was das gesammelte Fett wiegt. Im Hilpoltsteiner Kurier hat er nämlich gelesen, dass beim Schulbustraining das Gewicht eines Busses in der Einheit Elefanten angegeben wurde. Ein Bus wiegt so viel wie vier Elefanten, das im Jahr gesammelte Fett so viel wie 3200 Elefanten. „Das ist megaviel“, staunen die Kinder. 

Foto: Karch
Foto: Karch

Immer wieder fällt der Blick der Kinder auf die großen, grünen Sammelbehälter, deren Geheimnis sie schon seit Monaten lüften wollen. Heiko Lesch hat im wahrsten Sinn des Wortes den Schlüssel dazu. Er sperrt die Behälter auf, in denen die dreieckigen Dosen mit altem Fett zurückgegeben werden können. Sie werden in einer großen Wanne aufgefangen und für jeden gebrauchten Behälter kommt wieder eine frische Dose heraus. 

Die Kinder können auch eine Neuheit bestaunen, die erst vor wenigen Tagen aufgebaut wurde: die Spülmaschine für die gebrauchten Dosen. Die sind nach dem Spülen zwar wieder sauber, riechen aber nicht wirklich frisch, eher nach Plastik – was die Kinder monieren. „Wir haben gerade eben in einer Besprechung festgelegt, dass wir jede Dose mit Duftspray besprühen“, informiert Heiko Lesch und die Kinder nicken zufrieden. 

Dass das Motto dieser Sammelaktion „Jeder Tropfen zählt“ heißt, wissen sie. Sie erfahren aber auch, dass Heideck momentan vor Thalmässing liegt, was das Sammelergebnis pro Einwohner betrifft. Und die Gemeinde, die diesen Wettstreit gewinnt, bekommt eine Tischtennisplatte geschenkt. Also: Jeder Tropfen zählt. 

Bericht: Andrea Karch