Tag der Erde am 22. April: Verwenden statt verschwenden – ein zweites Leben für Speiseöl

Quelle: https://www.dbu.de/123artikel38991_2442.html

Thalmässing. In Deutschland fallen in Privathaushalten jedes Jahr zwischen 65.000 und 140.000 Tonnen Altspeiseöle und -fette an, die nach dem Abgießen von Antipasti oder dem Frittieren von Pommes und Co. meistens über den Ausguss entsorgt werden. Das Problem: So gehen wertvolle Rohstoffe verloren – ein Aspekt, der beim diesjährigen Tag der Erde am 22. April neben anderen Themen eine besondere Rolle spielen dürfte. Denn schließlich lautet das Motto: „Jeder Bissen zählt. Schütze, was Du isst – schütze unsere Erde.“ Die Firma Altfettentsorgung und -recycling Lesch hat hierfür erfolgreich eine Lösung entwickelt: ein Sammelkonzept für Privathaushalte. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) hat das Vorhaben fachlich und finanziell mit rund 303.341 Euro gefördert.

Landet das alte Fett in der Kanalisation, gehen nicht nur Sekundärrohstoffe verloren, es lagern sich auch Reste im Abwassersystem ab, die teuer beseitigt werden müssen. „In Deutschland existierte bis dato kein flächendeckendes System, das gebrauchte Speisefette aus Privathaushalten erfasst und recycelt, um sie sinnvoll weiter zu verwerten“, sagt Dr. Susanne Wiese-Willmaring, DBU-Referatsleiterin für Lebensmittel. „Dabei bilden die energiereichen Altfette einen wertvollen Sekundärrohstoff, der sehr gut zu Biokraftstoff verarbeitet werden kann und damit also für eine zusätzliche Nutzung zur Verfügung steht.“

Einfache Handhabung für Verbraucher

Jeder Tropfen Zählt“, die Tochterfirma von Altfettentsorgung und -recycling Lesch, hat diese Herausforderung gemeistert. „Das erprobte Sammelsystem besteht aus zwei Komponenten: einem Mehrwegsammelbehälter für 1,2 Liter genutzte Speiseöle und einem Sammelautomaten, der mit 196 leeren Sammelbehältern bestückt werden kann“, sagt Projektleiter Hubert Zenk. Jeder Haushalt in den drei bayrischen Pilotgemeinden erhielt ein solches Sammelgefäß. Um diese abzugeben, wurden an zentralen Orten Sammelautomaten aufgestellt, die bei Einwurf eines vollen Behälters im Gegenzug ein gereinigtes, leeres Gefäß ausgeben. Zenk: „Wir haben darauf geachtet, dass die Automaten bürgernah aufgestellt wurden, zum Beispiel auf Parkplätzen oder im Eingangsbereich von Supermärkten.“

Akzeptanz der Bürger ist das A & O

Insgesamt sind rund 30.000 Sammelbehälter in Umlauf gebracht worden, die die Bürgerinnen und Bürger an 20 Sammelautomaten tauschen konnten. „Im Verlauf des Projektes wurde deutlich, dass es sinnvoll ist, die Sammelbehälter direkt an die Haushalte zu verteilen, um eine besonders große Sammelmenge zu erreichen“, sagt Zenk. Die positiven Ergebnisse des Pilotprojektes haben nach seinen Worten die Städte Fürth und Erlangen bereits dazu veranlasst, die Sammlung auf das ganze Stadtgebiet auszuweiten. Viele andere Kommunen haben sich inzwischen gemeldet; sie zeigen großes Interesse am System. Zum Ende der Projektlaufzeit wurde das Sammelsystem in eine eigene Tochterfirma, die „Jeder Tropfen zählt GmbH“ überführt, um auf dieser Grundlage die weitere Geschäftsentwicklung voranzubringen.

Ansprechpartner bei Fragen zum Projekt (AZ 34352): 
Hubert Zenk, Tel. +49 9173|79415519

infranken.de: Biodiesel aus alten Fetten und Ölen

Quelle: Fränkischer Tag vom 12.04.2021

Die Stadt  Baiersdorf wird ab Mai an dem Projekt „Jeder Tropfen zählt“ teilnehmen. Dabei handelt es sich um die Sammlung von Altspeisefetten und -ölen aus Privathaushalten. 

Damit sollen unter anderem die öffentlichen Kanal- und Abwassersysteme geschützt und ein wertvoller nachhaltiger Rohstoff zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen genutzt werden. Aus den Altfetten und -ölen der Baiersdorfer Haushalte wird Biodiesel mit einer über 90 Prozent besseren CO2-Bilanz als konventioneller Diesel hergestellt.

Sammelbehälter für jeden

Für das Projekt werden an jeden Haushalt in Baiersdorf ein 1,2 Liter fassender Sammelbehälter und ein Informationsblatt Mitte/Ende Mai verteilt. Die Behälter sind leicht handhabbar, hitzeresistent und haben eine Füllstandsanzeige sowie eine Beschriftung zur Handhabung und sind sogar mit Blindenschrift versehen. Ab Mai können die vollen Behälter an dauerhaft zugänglichen Sammelautomaten in Baiersdorf abgegeben und direkt gegen leere Behälter ausgetauscht werden. Bereits seit Ende 2018 sind vier Sammelautomaten in Erlangen zu finden.

Die Zweite Bürgermeisterin Eva Ehrhardt-Odörfer ( SPD ) unterzeichnete den Vertrag mit der Gesellschaft „Jeder Tropfen zählt“ aus Thalmässing (Landkreis Roth).

Weitere Informationen zu den Standorten der Sammelautomaten werden unter www.baiersdorf.de, auf der Facebook-Seite der Stadt und auf www.jeder-tropfen-zaehlt.de veröffentlicht.

Baiersdorfer Unternehmen, Vereine, Institutionen oder Privatperson, die das Projekt unterstützen möchten, können sich bei der Stadtverwaltung Baiersdorf per E-Mail unter oeffentlichkeitsarbeit@baiersdorf.de oder unter Telefon 09133/7790-13 melden. 

Hilpoltsteiner Kurier: Landkreis lässt sich Zeit bei Vorbildprojekt – „Jeder Tropfen zählt“: In Roth gibt es noch keinen Beschluss über Ausweitung des Fettsammelns

Bild: Das Dreieckige mit rundem Deckelmuss ins Viereckige: In den fünf hiesigen ILE-Gemeinden ist der Fett-Sammelbehälter samt Container bereits bekannt. Im Rest des Landkreises Roth aber lässt die Recyclingmöglichkeit noch auf sich warten. | Foto: Luff

Quelle: Hilpoltsteiner Kurier vom 09.04.2021, https://www.donaukurier.de/lokales/hilpoltstein/Landkreis-laesst-sich-Zeit-bei-Vorbildprojekt

Thalmässing – Erst waren es drei Stadtteile von Erlangen, einer in Fürth und nicht zuletzt natürlich die fünf Kommunen der ILE Jura-Rothsee: Allersberg, Greding, Heideck, Hilpoltstein und Thalmässing. Seit November 2018 können überall dort die Verbraucher ihr altes Speisefett und Speiseöle in kleine, grüne Behälter geben und – wenn diese voll sind – gegen leere Exemplare an Containern eintauschen. Ein Sammelsystem ähnlich dem Altglas hat die Thalmässinger Recyclingfirma Lesch installiert. Den Vorbildcharakter unterstrich die Deutsche Bundesstiftung Umwelt mit ihrer Förderung. Von Beginn an war geplant, das anfängliche Pilotprojekt möglichst auszuweiten und im Idealfall die flächendeckende Sammlung zu etablieren. 

Das geschieht auch peu à peu. So wird die Stadt Baiersdorf im Landkreis Erlangen-Höchstadt ab Mai an dem Projekt „Jeder Tropfen zählt“ teilnehmen, wie Hubert Zenk, der zuständige Projektleiter der Firma Lesch vermeldet. Die Städte Erlangen und Fürth haben eine Ausweitung der Sammlung auf die gesamten Stadtgebiete beschlossen. Die Einführung der Sammelaktion in Baiersdorf sei ein neuerliches Pilotprojekt, sagt Zenk, angelegt auf zwei Jahre. Gewöhnlich sei die Abfallwirtschaft nämlich beim Landkreis angesiedelt, wenn es sich nicht um eine große, kreisfreie Stadt handelt. In dieser gut 8000 Einwohner zählenden Kommune in der Mitte von Nürnberg und Bamberg ist das anders. Und genau das erfordert in der Vertragsgestaltung Besonderheiten. Zenk zufolge hätten auch andere Kommunen Interesse bereits angemeldet. 

Wer in dem Reigen der festen Vertragspartner noch fehlt, ist mit dem Landkreis Roth ausgerechnet der Kreis, aus dem die Idee des Fettsammelns stammt. Geredet wird zwar schon seit fast einem Jahr darüber, die Sammlung auf das gesamte Kreisgebiet auszuweiten, etwas Handfestes geschehen ist aber nicht. Er sei optimistisch, dass es in Roth weitergehe, sagt Zenk. Man arbeite bereits an einem Vertragsentwurf. Allerdings gebe es keinen entsprechenden Beschluss des Kreistags, das mache die Situation „schwierig“. 

Der Projektleiter zeigt Verständnis: „Corona beherrscht derzeit viel“, sagt Hubert Zenk. Eine freiwillige Leistung wie das Sammeln von Fetten und Speiseölen sei da nicht unbedingt ganz vorne auf der Prioritätenliste zu finden. „So etwas ist gewünscht“, sagt Zenk über die politische Großwetterlage im Land. Nicht umsonst sitze die Deutsche Bundesstiftung Umwelt mit im Boot. 

Das Konzept besticht: Aus gebrauchtem Bratfett oder dem Öl von eingelegten Oliven, auch aus abgelaufener oder verdorbener Butter oder Margarine kann Biokraftstoff hergestellt werden. Zudem findet der Stoff in der Kosmetikindustrie Verwendung. 1,2 Liter Altspeisefett – das ist das Volumen eines Sammelbehälters – lassen sich nach Firmenangaben im Verlauf des Upcyclingprozesses zu einem nachhaltigen Biokraftstoff veredeln, mit dem ein Auto rund 20 Kilometer zurücklegen kann. 

Ein weiterer Vorteil kommt vor allem den Kommunen zugute, in deren Abwasserrohre und Kläranlagen das Fett oftmals ankommt, wenn es beispielsweise in flüssiger Form in den Ausguss gekippt wird und danach erkaltet und fest wird. Verstopfte Pumpen und erhöhte Reinigungszyklen der Kläranlagen sind mögliche Folgen. Das aber geht ins Geld. Die Alternative, das Fett etwa in den Wertstoffhöfen des Kreises Roth, dem Kreisbauhof in Abenberg oder verschiedenen Kläranlagen abzugeben, nimmt fast kein Verbraucher wahr. 

Anders bei der aus Thalmässing initiierten Sammelaktion: Im vergangenen Jahr sind fast 29000 Kilogramm Altfett mit der Aktion gesammelt worden – das sind bereits 40 Prozent mehr als noch 2019. Die Testregion Allersberg, Heideck, Hilpoltstein, Greding und Thalmässing komme mittlerweile auf eine Sammelquote von einem halben Liter pro Kopf. „Die Leute nehmen es an“, schlussfolgert Hubert Zenk. Die fleißigsten Sammler im südlichen Landkreis Roth sind im Übrigen die Thalmässinger: Sie schafften 0,57 Liter pro Kopf. 

HK, Volker Luff

Bayern 1 Podcast „Besser Leben“: Frittieröl entsorgen – Wohin mit altem Speiseöl?

Wie entsorgt man altes Frittieröl und Speisefette? Biotonne, Klo oder Restmüll? Der Bayern1 Umweltkommissar erklärt, wie man das Entsorgungsproblem ökologisch löst.

Quelle: Alexander Dallmus, Bayern 1, https://www.br.de/radio/bayern1/frittieroel-entsorgen-100.html

Alte Speisefette und -öle aus dem privaten Haushalt sind meist ein Gemisch aus tierischen und pflanzlichen Fetten. Das bisschen Bratfett aus der Pfanne lässt sich noch mit einem Küchentuch auswischen, wer allerdings regelmäßig frittiert oder etwa auch Konserven mit in Öl eingelegten Gemüsen kauft, bei dem fällt schnell etwas mehr an. Das Problem hat auch BAYERN 1 Hörerin Gertraud Modlmaier aus Fürstenfeldbruck. Sie isst gerne Antipasti aus dem Glas und am Ende weiß sie nicht so recht, wohin mit dem übriggebliebenen Öl. 

Auf gar keinen Fall sollten Sie altes Pflanzenöl oder andere, nicht mehr zu verarbeitenden Fette, im Ausguss oder über die Toilette entsorgen (Was darf nicht in die Toilette: Darf ich Haushaltspapier im Klo entsorgen?). Darüber freuen sich nur professionelle Rohrreiniger, die dann für teures Geld Ihren Abfluss wieder freimachen – und Ratten! Ja, denn die so entstehenden Ablagerungen im Kanal dienen als Nahrungsquelle für allerlei Ungeziefer. Aber zu viel Fett und Öl setzt nicht nur den Rohren zu, sondern auch den Kläranlagen – wo es für Arbeit sorgt und die Betriebskosten der Anlage erhöht:

„Es entsteht nämlich zum Beispiel der sogenannte ‚Blähschlamm‘. Dieser Schlamm in der Kläranlage schwimmt auf dem Wasser und sinkt nicht, wie der normale Klärschlamm, auf den Boden des Klärbeckens ab. Es ist ein erhöhter Betriebsaufwand erforderlich, diesen Schlamm zu behandeln.“

Martin Meier, Leiter Kreislaufwirtschaft vom Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU) in Augsburg

Dabei gibt es viel bessere Wege, Speisefette und -öle im Haushalt zu entsorgen. Unter Umständen eignen sie sich sogar noch zur Herstellung von Kosmetika und Reinigungsmitteln. In jedem Fall haben sie ein hohes Energiepotenzial. Tierische und pflanzlichen Fette sowie Speiseöle sind energiereich und lassen sich bei getrennter Sammlung gut stofflich oder energetisch verwerten. 

Wohin mit altem Frittieröl?

Natürlich lassen sich auch Ölreste aus Gläsern mit eingelegten Oliven oder Gemüse eventuell nochmal für ein Salatdressing verwenden, aber oft fällt so viel an, dass es mit der „Zweitverwertung“ schwierig wird. Größere Mengen, zum Beispiel aus der Fritteuse, können immerhin zusammen mit dem Restmüll in Müllverbrennungsanlagen noch energetisch genutzt werden. „Als Behältnisse bieten sich aber beispielsweise auch leere Einweg-Kunststoffflaschen an“, schlägt Martin Meier vom LfU vor. „Die Restmülltonne ist bei flüssigen Fetten oder Ölen auf jeden Fall der bessere Weg.“ Ob Speiseöle und Fette eventuell auch in die Biotonne gegeben werden können, regeln die Abfallsatzungen der jeweilig zuständigen Kommunen in Bayern. 

Was ist ÖLI? 

Über 70 Landkreise und kreisfreie Städte bieten mittlerweile eine Entsorgung über ein Tauschsystem an den Wertstoffhöfen an. Dem Landesamt für Umwelt in Augsburg werden mittlerweile immerhin 1.000 Tonnen pro Jahr für ganz Bayern gemeldet. Die ÖLI-Initiative gibt es jedoch nur im südlichen und östlichen Bayern. 

Dahinter steckt eine Arbeitsgemeinschaft, die „ARGE Energie & Treibstoff aus Fett – Bayern“, mit Sitz in Oberding, die auch in Österreich und Südtirol Speisefette sammelt und verwertet. In Bayern wird das über den privaten Entsorger „Berndt GmbH“ abgewickelt, der sich auf die Aufbereitung und Wiederverwertung von Speiseresten und tierischen Nebenprodukten spezialisiert hat. 

Im Landkreis Erding gibt’s die ÖLI-Initiative schon lange, sagt Andreas Neumaier, Leiter Abfallwirtschaft: „Wir haben 2007 an zwölf Recyclinghöfen mit einem Testbetrieb begonnen. Das ist relativ gut angekommen bei den Leuten und seit knapp zehn Jahren haben wir das an allen Recyclinghöfen im Landkreis Erding.“ 5.600 gelbe ÖLI-Eimer werden allein im Landkreis Erding ausgegeben. Etwa ein Viertel aller Haushalte sind dabei. Jährlich fallen 13 Tonnen alte Speisefette und –öle allein im Landkreis Erding an. „Man zahlt den einmaligen Pfandbetrag von einem Euro. In jedem Rathaus oder bei uns im Landratsamt bekommt man einen leeren Eimer“, erklärt Andreas Neumaier das Tauschsystem, „drei Liter passen da rein. Den kann man voll an jedem Recyclinghof zurückgeben und bekommt dafür wieder einen leeren Eimer zurück.“ Der Eimer wird dann am Wertstoffhof abgeholt, geleert und gereinigt, kann also im System immer wieder verwendet werden. Wer den ÖLI-Eimer nicht mehr braucht, bekommt den Euro wieder zurück.

Was mache ich, wenn ich keine ÖLI-Initiative im Landkreis habe?

Wer auch gerne ein ähnliches System bei sich im Landkreis haben möchte, kann mal nachhaken. Üblicherweise beim Referat in der Kommune oder im Landratsamt, das für die Abfallentsorgung zuständig ist und das die Wertstoffhöfe betreibt. „An die kann man diese Idee herantragen,“ sagt Martin Meier vom LfU in Augsburg, „letztendlich muss dann der Landrat oder der Bürgermeister das mitentscheiden und mittragen.“

Pflanzenöl und Speisefett-Sammelinitiative: „Jeder Tropfen zählt!“

Auch in Mittelfranken wird derzeit (schon weit fortgeschritten) die Sammelinitiative „Jeder Tropfen zählt!“ getestet. Das Pilotprojekt läuft in etwa 60.0000 Haushalten von acht ausgewählten Kommunen: 

„Momentan sammeln wir im Rahmen eines von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt geförderten Nachhaltigkeitsprojektes in Stadtteilen von Erlangen und Fürth. Sowie in unserem Heimat-Landkreis Roth. Die Perspektive ist aber wirklich gut für die Zukunft. In Thalmässing sitzt nämlich auch die Firma Altfettrecycling Lesch, die mit ihrer Recycling-Anlage Speisefette und Speiseöl entsprechend aufbereitet.“

Geschäftsführer Hubert Zenk, Sammelinitiative ‚Jeder Tropfen zählt!‘ MIttelfranken

Bei „Jeder Tropfen zählt!“ wird altes Pflanzenöl und Speisefett nicht über die Wertstoffhöfe, sondern über Sammelstationen wieder in den Kreislauf geholt. Die sind hellgrün und stehen – strategisch günstig – meist in der Nähe von Supermärkten oder Wertstoffinseln. „Diese Sammelstationen sind – und das ist ein Kernelement der Sammlung – rund um die Uhr zugänglich“, sagt Hubert Zenk, „wir haben also keine Abhängigkeit von irgendwelchen Öffnungszeiten. Wir müssen keinen Umweg machen, um wieder diese Fette abzugeben und neue Leer-Behälter zu bekommen.“ Es ist also ganz einfach, mitzumachen. Gesammelt wird in 1,2 Liter grünen Pfandflaschen, die dann an den Sammelstationen zurückgegeben und gegen eine leere ausgetauscht werden können. „Jeder Tropfen zählt!“ hat auch bereits Kontakt zu anderen kommunalen Trägern in Bayern, aber auch in Baden-Württemberg. Langfristig ist geplant, die Initiative weiter auszubauen. 

Website der Sammelinitiative jedertropfenzaehlt.de

Wofür werden alte Speisefette wiederverwertet?

Alter Frittieröl leistet in Biogasanlagen gute Dienste.

In Biogasanlagen oder auch Faultürmen von Bio-Kläranlagen können diese alten Speisefette sehr gut stofflich verwertet werden. Aber natürlich auch in Anlagen zur Herstellung von Bio-Heizstoffen oder -Kraftstoffen, sagt Martin Meier vom LfU: „Es gibt aber auch die Möglichkeit der stofflichen Verwertung in Anlagen zur Herstellung von Biokraftstoff oder Bio-Heizstoffen.“ Auch ein direkter Einsatz in als Blockheizkraftwerk ausgelegten Motoren, mit Stromerzeugung und möglichst umfassender Wärmenutzung, ist möglich. 

Auch bei „Jeder Tropfen zählt!“ legt man Wert auf eine regionale und damit auch ökologisch sinnvolle Verwertung: „Bei uns gehen die Öle vor allem an die mittelständische Biodieselindustrie, vorwiegend in Süddeutschland“, sagt „Jeder Tropfen zählt!“-Geschäftsführer Hubert Zenk. „Das wirklich Besondere an diesem Biodiesel aus genutzten Speiseölen ist die Reduzierung unserer Treibhausgasmissionen. Denn durch die Doppelnutzung dieses Rohstoffs in der Pfanne als erstes und dann im Tank erreichen wir im Vergleich zu herkömmlichem Diesel eine um über 90 Prozent bessere CO2-Bilanz. Und diesen Rohstoff müssen wir natürlich unbedingt nutzen.“ Der schöne Nebeneffekt: Dieses alte Pflanzenöl kann dann das umstrittene Palmöl ersetzen, welches sehr oft in unserem Biodiesel drin ist.

Weiterführende Links und Quellen zur Entsorgung von Frittieröl

Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz: Abfallratgeber Bayern

Umweltforschungsplan des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit: Entwicklung von Instrumenten zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen (pdf)

Ifeu-Institut Heidelberg und Öko-Institut Darmstadt: Stoffstrommanagement von Biomasseabfällen mit dem Ziel der Optimierung der Verwertung organischer Abfälle (pdf)

Öli: oeli.bayern.de

Fürth und Erlangen machen es vor: Großstädte weiten nach Pilotprojekt die Sammlung von alten Speisefetten aus – Landkreis Roth überlegt noch

Bild: Am Rewe-Markt in Thalmässing steht der Rennerunter den 21 Sammelautomaten von „Jeder Tropfen zählt“. Im Schnitt dauert es nur knapp 20 Tage, bis die 196 leeren Sammelbehälter im Automaten komplett getauscht worden sind. Das bedeutet, pro Tag werden etwa zehn Behältnisse abgegeben. 

Wie viel Geld darf das Recyceln von altem Speisefett und -ölen in Privathaushalten den Bürger kosten? Bericht im Donaukurier/Hilpoltsteiner Kurier vom 23.07.2020

Im Wesentlichen um diese Frage hat sich jüngst eine Debatte im Kreisausschuss für Klimaschutz, Umwelt, Wirtschaft und Regionalentwicklung gedreht. Der Landkreis Roth muss sich nämlich demnächst entscheiden, ob er den Pilotversuch „Jeder Tropfen zählt“, der von Ende 2018 bis zum Frühjahr 2020 in den Kommunen der ILE Jura-Rothsee gelaufen ist, für den gesamten Kreis als Teil der Müllentsorgung übernimmt. 

Die auf das Recycling von Altfett spezialisierte Firma Lesch aus Thalmässing hat diesen Pilotversuch mit finanzieller Förderung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) in den Städten und Gemeinden der ILE – das sind Allersberg. Greding, Heideck, Hilpoltstein und Thalmässing – sowie in Teilen von Fürth und Erlangen durchgeführt. Die beiden Großstädte haben bereits beschlossen, die flächendeckende Sammlung von gebrauchten Altspeisefetten und -ölen weiterzuführen. Im Landkreis Roth gibt es noch keine Entscheidung – wohl aber die Informationen, die Kevin Nißlein, der Sachgebietsleiter für Abfallangelegenheiten, im Ausschuss vorstellte. 

Und da geht es vor allem ums Geld. In zehn Jahren, so die Berechnung der Firma Lesch, kämen Kosten in Höhe von rund 1,2 Millionen Euro auf die Bürger zu. Klingt viel, immerhin 120000 Euro pro Jahr. Enthalten wären darin die Versorgung aller Haushalte im Landkreis mit den kleinen, 1,2 Liter fassenden Sammelbehältern sowie das Aufstellen von bis zu 26 zentralen Sammelautomaten. Zu teuer sei das, befand Kreisrat Reinhard Schmidpeter (AfD) in der Ausschusssitzung, die Mehrkosten seien den Bürgern nicht zuzumuten. 

Es handle sich um etwa 15 Cent Mehrkosten im Monat für eine 80-Liter-Tonne, hält Hubert Zenk dagegen, der zuständige Projektleiter bei der Firma Lesch. „Ich glaube, wenn ich die teilnehmenden Bürger frage, ob es das ihnen wert ist, würden die allermeisten mit Ja antworten. “ Als Wirtschaftsunternehmen könne man die Sammlung nicht einfach kostenfrei bewerkstelligen, doch habe er erst einmal „vorsichtig kalkuliert“. Sprich: Vielleicht ist bei den angesetzten Kosten das letzte Wort noch nicht gesprochen. 

Denn letztlich könne man über viele Dinge noch reden, Details müssten ausgehandelt werden, so Zenk. Beginnend mit der Frage, ob wegen der Sammlung bei solch einem Volumen eine Ausschreibung erfolgen müsse, schließlich investiert die öffentliche Hand. Auch die Frage, ob die Vertragsdauer von zehn Jahren überhaupt rechtens sei, sei noch nicht endgültig geklärt. Diesen Zeitraum habe man angestrebt, um die relativ hohen Investitionskosten über eine vergleichsweise lange Frist wieder hereinzubekommen, erklärt Zenk. Das Pilotprojekt sei zu Ende, sagt er auch. Die anschließenden Prozesse dauerten eben eine Weile. Ziel sei es, einen Mustervertrag aufzusetzen, der solche Fragen rechtssicher beantwortet. „Wir sind da auch noch Lernende“, sagt Zenk, „das geht nicht von heute auf morgen. „

Ebenfalls offen ist die Frage der Verteilung der Sammelbehältnisse. Verschiedene Varianten sind im Pilotversuch ausprobiert worden. Mit eindeutigem Ergebnis: Wenn die Leute die Gefäße – wie in Hilpoltstein – nicht nach Hause geliefert bekommen, dann wirkt sich das entscheidend auf ihre Sammelleidenschaft aus. In Thalmässing etwa haben die Verbraucher fast zweieinhalb Mal so viel gesammelt wie in der Burgstadt, selbst die Großstadt Fürth schnitt noch mehr als doppelt so gut ab – dort haben seinerzeit Mittelschüler die grünen Behälter verteilt. In Hilpoltstein mussten die Menschen ins Rathaus, um ein Gefäß zu bekommen. „Das funktioniert nicht“, bilanziert Zenk. Also überlege man nun, über Ortssprecher oder Zeitungsausträger das erste Gefäß an den Mann und die Frau zu bringen. Je nach Art der Verteilung fallen aber unterschiedliche Kosten an. „Das sind alles Dinge, die noch nicht geklärt sind“, versucht der Projektleiter, Gegnern der Erweiterung im Kreis Roth den Wind aus den Segeln zu nehmen. 

Und er holt das Ass aus dem Ärmel: den Umweltschutz. Aus gebrauchtem Bratfett oder dem Öl von eingelegten Oliven, auch aus verdorbener oder abgelaufener Butter oder Margarine kann nämlich Biokraftstoff hergestellt werden. Auch in der Kosmetikindustrie findet der Stoff Verwendung. 1,2 Liter Altspeisefett – das ist das Volumen eines Sammelbehälters – lassen sich nach Firmenangaben im Verlauf des Upcylingprozesses zu einem nachhaltigen Biokraftstoff veredeln, mit dem ein Auto rund 20 Kilometer zurücklegen kann. 

Die Sammlung ähnlich wie beim Altglas trägt entscheidend dazu bei, die Menschen zu motivieren, ihr altes Fett in den Behälter zu gießen. Im vergangenen Jahr wurden bei den ILE-Gemeinden rund 15,5 Tonnen gesammelt. In den bisherigen Abgabestellen, etwa den Wertstoffhöfen des Kreises Roth, dem Kreisbauhof in Abenberg oder verschiedenen Kläranlagen, wurden dagegen lediglich 4,5 Tonnen abgegeben – obwohl dort weit mehr Menschen leben und das Thema durch das Lesch-Projekt mehr Aufmerksamkeit erfahren hat. Zuvor waren es landkreisweit, also auch mit den ILE-Kommunen, insgesamt rund 4 Tonnen gewesen. „Ich will nicht 4, ich will 80 Tonnen sammeln“, bekräftigt Hubert Zenk, „das ist das große Ziel. “ Es sei ein ehrgeiziges Ziel, die Fett-Sammelmenge innerhalb von fünf Jahren von 30 auf mehr als 650 Gramm pro Kopf zu steigern. Doch nur so werde ein wirklicher Effekt für die Umwelt erzielt – neben der Reduzierung von CO2 führt Zenk auch an, dass Abwassersysteme geschont würden. „Wenn wir es gescheit machen wollen, dann so – oder gar nicht. “ 

Insgesamt sei das System einfach zu gut, um es nicht voranzutreiben, wirbt der Projektleiter für seine Herzenssache. Das sähen auch Leute so, die außerhalb der ILE-Kommunen im Landkreis Roth wohnten. „Ich kriege mit, dass viele Leute bei uns anrufen, weil sie auch die Behälter wollen“, erzählt Zenk. Nicht nur das: Er führe auch Gespräche mit Landkreisen in ganz Bayern, die interessiert seien. Für Zenk sind die Kosten für den Einzelnen nahezu zu vernachlässigen: „Die Frage ist: Will ich es oder nicht? „

HK/Volker Luff

Erfolg auf der ganzen Linie: Pilotprojekt zum Sammeln von Altfetten aus Privathaushalten kommt an – Präsentation in Berlin wegen Pandemie verschoben

Bericht im donaukurier vom 12.05.2020: Mit einem lachenden und einem weinenden Auge blickt Hubert Zenk, Projektleiter beim Thalmässinger Recyclingunternehmen Lesch derzeit auf den Abschluss der Pilotphase der Altfett-Sammelaktion in privaten Haushalten.

Lachen kann er, da „Jeder Tropfen zählt“ bislang alle Erwartungen übertroffen hat. Und gute Chancen besitzt, mittelfristig von der Marktgemeinde Bayern und Deutschland zu erobern. Nach Heulen zumute ist ihm jedoch, da der Erfolg nicht ansprechend gefeiert werden kann. Bei der „Woche der Umwelt“ wäre die Firma Lesch als Aussteller auf dem Gelände von Schloss Bellevue vertreten gewesen, dem Amtssitz des Bundespräsidenten in Berlin. Abgesagt. Verschoben aufs nächste Jahr. 

Doch auch, dass die Ergebnisse derzeit nicht in großem Rahmen vorgestellt werden können – der bayerische Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) hatte schon zugesagt, nach Thalmässing zu kommen -, kann Zenk letztlich die Laune nicht verhageln. Denn das anvisierte Jahresziel der Sammlung von Altfett in Privathaushalten hat die Erwartungen sogar übertroffen. Rund 60000 Leute aus Teilen von Fürth und Erlangen sowie den Gemeinden der ILE Jura-Rothsee – Allersberg, Greding, Heideck, Hilpoltstein und Thalmässing – haben sich beteiligt. Nach Fürth hat auch der Erlanger Stadtrat für die Ausweitung der Sammlung aufs gesamte Stadtgebiet beschlossen, im Rother Kreistag ist dies Thema. 

Denn das Sammeln und Wiederverwerten von altem Speiseöl und -fett hat gleich mehrere Vorteile. So besteht dadurch nicht mehr die Gefahr, dass diese einfach in den Ausguss gekippt werden. Denn dort setzen die den Rohrleitungen zu: Auf dem Weg ins Kanalsystem erkalten diese anfangs oft flüssigen Fette, vermischen sich noch mit Essenresten und Papier und verklumpen. Wenn sich diese Masse im Kanal erst einmal abgelagert hat, ist es schwierig, sie wieder zu entfernen. 

Zudem sind diese Öle und Fette ein wertvoller Rohstoff. Nach einem Reinigungsverfahren kommen gebrauchte tierische Fette und Pflanzenöle vor allem bei der Herstellung von Biodiesel zum Einsatz, aber auch in der Industrie als Schmierstoffe und bei der Herstellung von Kosmetika finden sie Verwendung. Angesichts der CO2-Bilanz etwa durch die Verwendung als Kraftstoff hat das Thalmässinger Projekt Furore gemacht. Ob die Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD), oder ihre Kollegin Julia Klöckner (CDU), zuständig für die Landwirtschaft : Sie alle kennen laut Projektleiter Zenk das Projekt. Insgesamt seien „alle Bundes- und Landespolitiker begeistert“. Schön. Sehr schön sogar. Jedoch: Die müssen dafür letztlich nicht in die Tasche greifen, die Abfallbeseitigung obliegt nämlich den Kommunen und Landkreisen. Das ist nämlich die Nagelprüfung, so Zenk: „Die Frage ist: Halte ich es für sinnvoll, will ich das? „

Fürth und Erlangen haben diese Frage schon für sich entschieden, die Kosten werden hier in die Abfallgebühren integriert. „Ich bin guter Dinge, dass wir unser System Schritt für Schritt in die Fläche bringen“, sagt Zenk. Ein paar Dinge müssten noch ausgearbeitet werden, vor allem rechtliche Aspekte wie die Frage, ob vor der Installation des Systems eventuell eine Ausschreibung nötig ist. Als nächstes könnte der Landkreis Roth an der Reihe sein. Doch erhalte er auch Anrufe aus weit entfernten Regionen, erzählt der Projektleiter stolz. 

Sein großes Plus ist die Akzeptanz bei den Menschen, die das System und die Behälter kennen, die kein Schmuddelimage verbreiten und leicht zu handhaben sind: Keiner, der schon einmal mitgemacht habe, „will es wieder hergeben“, sagt Zenk. Zudem bekomme man einfach „ein gutes Gefühl“, wenn man Ölreste aus der Fritteuse fachgerecht entsorgt. HKUnterstützung für sein Bauchgefühl – und Reaktionen aus dem Bekanntenkreis – erhält Hubert Zenk aus den Reihen der Wissenschaft: Andreas Kunert hat im Rahmen seines Studiengangs Umweltsicherung an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf das Pilotprojekt begleitet und seine Bachelorarbeit darüber geschrieben. Er kommt darin zu dem Schluss: „Das Pilotprojekt sollte nicht nur im Hinblick auf die aktuelle Klima- und Umweltschutzdebatte definitiv weiterverfolgt werden. Auch die Bevölkerung in den Einzugsgebieten ist an der Weiterführung sehr interessiert. „

Das Volumen eines Sammelbehälters, das im heimischen Regal steht, beträgt 1,2 Liter. Aus dieser Menge wird im Verlauf des Upcylingprozesses einnachhaltiger Biokraftstoff gewonnen, mit dem ein Auto rund 20 Kilometer zurücklegen kann. Das gesamte Treibhausgas-Minderungspotenzial einer bayernweiten Sammlung liegt laut Zenk bei mehr als 26000 Tonnen CO2 pro Jahr. „Mit dieser Menge würde ein spürbarer Beitrag zur Minderung der Treibhausgase und damit zum Erreichen der Klimaschutzziele der Bundesregierung im Verkehr geleistet. “ Anfragen nicht nur aus Bayern, sondern aus dem gesamten Bundesgebiet stimmen Zenk zuversichtlich, das System in den nächsten Jahren deutlich ausweiten zu können: „Wir sind überzeugt mit unserer Initiative ein bayern- und deutschlandweites Sammelsystem etablieren zu können, um damit einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung in Deutschland zu leisten. „

Zu guter Letzt könnte das Sammeln der Speiseöle aus Privathaushalten langfristig ein zweites Standbein für das Thalmässinger Recyclingunternehmen werden. Denn derzeit ist es von der Corona-Krise stark betroffen. Die Firma Lesch verdient ihr Geld sehr erfolgreich mit dem Sammeln vor allem in gastronomischen Betrieben, die seit langer Zeit gesetzlich dazu verpflichtet sind, die sogenannten UCO (Used Cooking Oil) zu sammeln und recyceln zu lassen. Doch wenn die Gaststätten allesamt geschlossen sind, fällt diese Einnahmequelle weg. „Ich schätze, wir haben 80 bis 90 Prozent weniger“, erzählt Zenk. Man müsse eine „große Durststrecke überstehen“, die Firma habe Kurzarbeit angemeldet. HK – Volker Luff

Altfettentsorgung: Pilotprojekt verlief äußerst erfolgreich

Bericht aus den Erlanger Nachrichten vom 5.05.2020.

Erlangen. „Jeder Tropfen zählt“ – das soll auch weiterhin so sein. Mehr noch. Der Stadtrat hat jetzt eine flächendeckende Weiterführung der Sammlung von Altspeisefetten und -ölen aus Privathaushalten beschlossen und damit auch eine Ausweitung des Projekts auf das ganze Stadtgebiet. Die Sache ist zweifelsohne ein wichtiger Beitrag zur Schonung der Ressourcen und nicht minder zum Umwelt- und Klimaschutz. Vorerst läuft das Ganze kommunal, später bayernweit und soll schließlich schrittweise außerhalb Bayerns ausgeweitet werden, soweit Besten der Firma Altfettentsorgung und – recycling Lesch GmbH & Co. KG aus Thalmässing im Landkreis Roth.

Die Pilotphase ging Ende März zu Ende. Die Resonanz des Projekts in Erlangen ist bislang „äußerst positiv“, und der Zuspruch der Bürgerinnen und Bürger in den beteiligten Stadtteilen „sehr hoch“, resümiert die Verwaltung. Vor der Pilot-Sammlung hatten die Bürger lediglich die Möchlichgkeit , ihre alten Speisefette und -öle an der Umladestation im Hafen loszuwerden. Das einfache Sammelsystem des Lesch-Projekts bietet dagegen den Haushalten eine relativ einfache und praktikable Lösung, um genutzte Speiseöle und -fette zu entsorgen – ohne dabei irgendwelche Öffnungszeiten beachten oder eine weite Anfahrt zu einem Wertstoffhof auf sich nehmen zu müssen.

Drei Stadtteile ausgewählt

Gesammelt wurde neben der Stadt Erlangen auch im Landkreis Roth und in der Nachbarstadt Fürth. Über 20 Monate lief der Feldversuch. In Erlangen wurden dafür die Stadtteile Röthelheimpark, Röthelheim und die Sebaldussiedlung ausgewählt. Insgesamt waren hier etwa 7700 Haushalte seit November 2018 an der Aktion beteiligt. Sieben Sammelautomaten wurden aufgestellt und spezielle 1,2-Liter-Behälter verteilt – die EN berichteten. Die Sammelmengen, die in den ersten vier Monaten diesen Jahres im gesamten Projektgebiet zusammengekommen sind, liegen rund 45 Prozent über denen des Vorjahres. „In erlagen lag die Steigerung sogar noch höher. Die Sammelmenge konnte in diesem Zeitraum von 1373 kg auf 2100 kg erhöht werden“, teilte die Firma Lesch it. Und das lässt künftig weitere gute Mengen erwarten.

Bei dem Pilotprojekt wurde letztlich eine Sammelmenge von 0,29 kg pro Einwohner/Jahr erreicht. Machen die Erlanger Bürger weiter so gut mit, wird eine Steigerung auf eta 0,65 kg pro Jahr und Einwohner vorausgesagt. Erreicht man dieses Ziel bis 2020, „wäre mit einer Einsparung von jährlich 205 920 kg CO2 zu rechnen“, so die Verwaltung.

Nachhaltiger Biokraftstoff

Natürlich hat das alles auch einen wirtschaftlichen Aspekt: Die Firma Lesch recycelt die alten Fette und Öle und verarbeitet sie großenteils zu Biodiesel. Aus einem dieser 1,2-Liter-Behälter mit Altspeisefett wird im Verlauf des „Upcyclingprozesses“ ein nachhaltiger Biokraftstoff gewonnen, mit dem ein Pkw etwa 20 Kilometer zurücklegen kann.

Zum Abschluss der Pilotphase gab es gute Noten: Die Initiatoren der Pilotsammlung, die von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördert worden ist, stellten in ihrem Abschlussbericht fest: „Die Pilotsammlung war sehr erfolgreich. Das Sammelsystem funktioniert.“ Die Abschlußveranstaltung war für den 30. April geplant, musste aber wegen Corona verschoben werden. Ein neuer Termin steht noch nicht fest.

Rainer Wich

Focus Magazin 05/2020: 77 Initiativen und Ideen für Klima und Umwelt

Will der Mensch die Erderwärmung stoppen, muss er sich beeilen. Das FOCUS Magazin stellt in seiner Ausgabe 05/2020 Menschen und Projekte vor, die dabei helfen können. Mit dabei: Unser Projekt zur Haushaltssammlung von Altspeisefetten.

Zitat:

76. Bio-Diesel aus der Bratpfanne
Altes Fett ist ein wertvoller Rohstoff. Landet es im Ausguss, verstopft es jedoch die Kanalisation. Der fränkische Entsorger Lesch GmbH erprobt ein Konzept zur Sammlung und Nutzung gebrauchter Speiseöle aus Privathaushalten.

Quelle: Focus Online

Direkt zum Beitrag auf Focus Online:
https://www.focus.de/perspektiven/nachhaltigkeit/wissen-77-initiativen-und-ideen-fuer-klima-und-umwelt_id_11587669.html

Fürth: Altfettsammlung wird ausgedehnt

Wie geschmiert läuft die Altölsammlung auf der Hardhöhe. Die vielen Haushalte in der Umgebung und die große Unterstützung – unter anderem durch Soldnerschüler beim Verteilen der Sammelflaschen – haben zum Erfolg beigetragen. Foto: Hans-Joachim Winckler

FÜRTH – 3,7 Tonnen altes Fett und Öl aus Privatküchen haben 8545 Bewohner der Hardhöhe innerhalb eines Jahres zum Recycling für Biodiesel gesammelt.

Die gute Resonanz auf das von der Bundesstiftung Umwelt geförderte Pilotprojekt der Firma Lesch aus Thalmässing ermutigt die Stadt, die Sammlung nach dem Auslaufen der Förderung im März nächsten Jahres auszudehnen.

Die Zahl der Sammelcontainer soll die nach den Worten von Projektentwickler Hubert Zenk von bislang vier auf 20 bis 22 erhöht werden. Gemeinsam mit der städtischen Abfallwirtschaft entwickelt das Recyclingunternehmen jetzt ein Erweiterungskonzept. Vier bis sechs Monate, schätzt Zenk, wird die Vorbereitung dauern.

Weil das Recycling von kleinen Haushaltsmengen im Gegensatz zur Großsammlung in der Gastronomie laut Zenk nicht kostendeckend ist, muss die Kommune nach dem Wegfall der Bundesförderung für die Finanzierung über die Abfallgebühren sorgen. Allerdings werden Abwasserkanäle und Kläranlage von Verunreinigungen durch Fett im Abwasch verschont, die teure Wartungsarbeiten zur Folge haben.

Dass sich die Sammlung als Beitrag zum Umweltschutz lohnt, steht für den Projektentwickler fest. Rund 450 Gramm Altfett sind im ersten Versuchsjahr durchschnittlich pro Kopf des Teilnehmerkreises zusammengekommen. „An Wertstoffhöfen werden pro Anlieferer jährlich nur etwa 60 Gramm abgegeben“, sagt Zenk. Übertrumpft wurde Fürth bislang nur von Thalmässing, wo die Firma Lesch ihren Heimvorteil nutzen konnte und durchschnittlich 500 Gramm Altfett je Projektteilnehmer gesammelt hat.

Am Pilotprojekt beteiligt sind außerdem die Stadt Erlangen sowie die Rother Landkreisgemeinden Heideck, Hiltpoltstein, Allersberg und Greding. Alle zusammen haben seit Ende November 2018 über 19 Tonnen Altfett dem Recycling zugeführt. Im Durchschnitt waren es 350 Gramm pro Teilnehmer.

Möglichkeiten einer Versuchsausweitung werden derzeit auch für Erlangen und den Fürther Landkreis ausgelotet, sagt Zenk. Im Landkreis ist, wie berichtet, bereits Interesse an einer Projektteilnahme laut geworden. Die Förderrichtlinien sahen jedoch nur die Beteiligung eines Landkreises vor.

Fürth wird auf jeden Fall Vorreiter bei der Verstetigung der Altfettsammlung sein. Und die bisherigen Erfahrungen in der Kleeblattstadt haben zudem gezeigt, dass es nicht so sehr auf die Anzahl der Sammelcontainer ankommt, als vielmehr auf die günstige Lauflage und eine möglichst augenfällige Werbung für das Angebot. Während der Container in der Soldnerstraße gut frequentiert war, entwickelte sich die Sammlung am Scherbsgrabenbad nur schleppend.

Die mit Sensoren, Funk und Alarmanlagen ausgestatteten Sammelcontainer melden automatisch den Füllstand und Funktionsstörungen an das Recyclingunternehmen. Dieses setzt dann den Entleer- oder Reparaturservice in Gang. Bislang ist es zu keinen größeren Ausfällen gekommen. Auch Vandalismus ist Fehlanzeige. Wohl aber werden immer wieder fremde Behälter mit altem Speisefett vor Containern abgestellt.

Diese aber nehmen nur spezielle Sammelflaschen aus Kunststoff an, die zuvor an die Teilnehmer des Pilotprojekts verteilt worden sind. Beim Einwurf einer vollen Flasche wird eine leere ausgegeben. 1,2 Liter fassen die mit Schraubverschluss versehenen Sammelflaschen. Neben altem Braten- und Frittierfett kann man hier auch das Öl eingelegter Lebensmittel wie Antipasti einfüllen. Verunreinigungen werden beim Recycling wieder herausgefiltert.

Bewährt hat sich das Projekt auch nach Einschätzung der Stadt Fürth. Es fördere die Kreislaufwirtschaft, indem wertvolle Sekundärrohstoffe wieder in den Produktkreislauf zurückgeführt würden. Ähnliche Sammelsysteme gibt es bereits in anderen Ländern wie Spanien und Österreich, aber auch in Südbayern.

Quelle: Fürther Nachrichten vom 11.12.2019
https://www.nordbayern.de/region/fuerth/altfettsammlung-wird-ausgedehnt-1.9615697

Leuchtturm für den Wirtschaftsstandort

Bild: Die Neubauten der Firma Lesch im Gewerbegebiet beeindrucken die Besucher ebenso wie die innovative Firma selbst. | Foto: CSU Thalmässing

CSU-Ortsverband besichtigt das innovative Recyclingunternehmen Lesch – Informationen über Rohstoff Altfett

Thalmässing (HK) Groß ist das Interesse des CSU-Ortsverbandes Thalmässing beim Besuch des Altfettrecyclingunternehmens Lesch im Gewerbegebiet des Kernorts gewesen.

30 Leute nahmen daran teil. Schließlich gibt es dort einiges zu sehen: Zum einen hat sich das Unternehmen in jüngster Zeit auf einem eigens erschlossenen Areal deutlich vergrößert, zum anderen bestimmt es mit dem Pilotprojekt zum Sammeln von Altspeisefett in Privathaushalten Schlagzeilen in ganz Deutschland.  

In einem beeindruckenden Vortrag zeigte der heutige Firmeninhaber Heiko Lesch den Besuchern auf, wie wertvoll der Rohstoff Altfett ist und wie sich die Firma nach der Gründung durch seinen Vater Willi Lesch rasant entwickelt hat – vom Einzelunternehmer zu einem der größten Arbeitgeber in der Marktgemeinde Thalmässing mit 80 Mitarbeitern. 

Den positiven Eindruck verstärkte Leschs Mitarbeiter Hubert Zenk; der Projektleiter ging ausführlich auf die Aktion „Jeder Tropfen zählt“ ein, die derzeit unter anderem in den fünf Kommunen der ILE Jura-Rothsee erfolgreich läuft. Beeindruckt zeigten sich die Besucher auch von den Neubauten, wo man mit nachhaltigen und umweltschonenden Baustoffen sowie den modernen Arbeitsplätzen ein Zeichen gesetzt hat. Auch wurde beim Bau Wert darauf gelegt, mit regionalen Betrieben zusammenzuarbeiten, um auch hier lange Anfahrtswege zu vermeiden. Die Besucher waren sich einig, dass sich die Gemeinde glücklich schätzen dürfe, einen solch innovativen und aufstrebenden Betrieb am Ort zu haben. 

Bericht aus dem Donaukurier/Hilpoltsteiner Kurier vom 09.08.2019. Quelle: https://www.donaukurier.de/lokales/hilpoltstein/Leuchtturm-fuer-den-Wirtschaftsstandort;art596,4281553