Frittierfett treibt Motoren an

Altfettrecycler sammelt verbrauchte Speisefette und -öle aus Privathaushalten 

Auch der Masterstudiengang Regionalmanagement der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf beschäftigt sich in seinem neuesten Newsletter mit unserem Altfett-Sammelprojekt „Jeder Tropfen zählt“:

Quelle: Sandra Foistner, management regional 01/2019 –  Newsletter des Masterstudiengangs Regionalmanagement, Hochschule Weihenstephan-Triesdorf 

Frittierte Pommes, gebratene Schnitzel und Schmalzgebäck schmecken vorzüglich. Allerdings ist am Ende das verbrauchte Speisefett zu entsorgen. Auf das Sammeln und Aufbereiten dieses Rohstoffes hat sich die Altfettrecycling und -entsorgung Lesch GmbH & Co. KG im mittelfränkischen Thalmässing spezialisiert: seit knapp 30 Jahren recycelt der mittelständische Betrieb Altspeisefette und -öle aus der Gastronomie sowie aus Bäckereien und Metzgereien.

Knapp 1.000 Tonnen monatlich werden mechanisch gereinigt und zu 95% der Treibstoffindustrie zugeführt. Auch in Privathaushalten fällt Altspeisefett an. Die Firma Lesch hat nun das in Deutschland einmalige Pilotprojekt „Jeder Tropfen zählt“ initiiert und möchte diesen in der Bevölkerung anfallenden Rohstoff erfassen. Wir sprachen mit Projektleiter Hubert Zenk: 

Herr Zenk, die Firma Lesch recycelt Altspeisefette aus der Ernährungswirtschaft. Wie funktioniert dieser Recyclingprozess, der völlig ohne Chemie auskommt? 

Hubert Zenk: Das Altfett, das wir aus den Gewerbebetrieben einholen, durchläuft eine Sicht- und Geruchskontrolle, um Verunreinigungen etwa durch Motorenöl frühzeitig zu erkennen. Ein Siebsystem filtert nach und nach Schmutzpartikel wie etwa Essensreste oder Panade heraus. In einem Zentrifugalsystem werden Wasser, Schmutzstoffe und Öl getrennt. Dieser Recyclingprozess läuft völlig mechanisch und ohne Chemie ab. Waschmittel brauchen wir lediglich zum Reinigen der Sammeltonnen. 

Derzeit recyceln Sie Altspeisefett von rund 20.000 Gewerbebetrieben. Nun wollen Sie auch Kleinstmengen an Fett aus den Privathaushalten einsammeln. Welche Interessen stecken dahinter? 

Hubert Zenk: In Deutschland fallen pro Person und Jahr etwa 1,3 Kilogramm Altfett an. Diese insgesamt rund 100.000 Tonnen gehen der Kreislaufwirtschaft als wertvoller Rohstoff verloren. Wir wollen herausfinden, ob eine flächendeckende Sammlung von Kleinstmengen aus den Haushalten organisatorisch möglich ist und wirtschaftlich betrieben werden kann. 

Wo landet denn bisher das Speisefett aus den Privathaushalten? 

Hubert Zenk: Speisefette landen oft im Müll. Der größte Teil wird allerdings über den Abfluss entsorgt und verstopft langfristig die Kanalisation. Hier müssen die Kommunen hohe Kosten für die Reinigung aufwenden. In EU-Ländern liegen diese Kosten zwischen 0,46 und 0,70 Euro pro Kilogramm verbrauchtem Fett. 

Wie wollen Sie die Bürger davon überzeugen, das Altfett zu sammeln und abzuliefern? 

Hubert Zenk: Unser Ziel ist es, die Bevölkerung dafür zu sensibilisieren, Altfett als wertvollen Rohstoff zu erkennen: Jeder Tropfen, der recycelt wird, muss über den Anbau etwa von Raps oder Sonnenblumen nicht neu produziert werden. Dadurch werden unter anderem fossile Rohstoffe wie etwa Erdöl geschont, der Kohlendioxidausstoß reduziert und ein wertvoller Beitrag zum Klimaschutz geleistet. Des weiteren hat die Bevölkerung über kommunale Abgaben die Kosten für die Reinigung der Kanalisation zu tragen – ein Grund mehr, das Fett zu recyceln. 

Wer kann derzeit an diesem Pilotprojekt teilnehmen? 

Hubert Zenk: Teilnehmer sind Haushalte aus Stadtteilen von Erlangen und Fürth, Allersberg, Greding, Heideck, Hilpoltstein und Thalmässing gewählt. Aus diesem Stadt-Land-Querschnitt wollen wir unter anderem die Beteiligung an diesem Sammelprojekt erfassen und daraus die Wirtschaftlichkeit berechnen. 

Wie aufwändig ist denn der Sammelprozess für die Haushalte? 

Hubert Zenk: Im Zuge des Pilotrojektes bieten wir ein ausgeklügeltes System an: wir haben allen im Projektgebiet liegenden Haushalten jeweils einen 1,2 Liter fassenden Sammelbehälter mit großzügiger Öffnung und Schraubverschluss zur Verfügung gestellt, der platzsparend aufbewahrt werden kann. Der Sammelprozess selbst ist nicht aufwändig: die Flasche aufschrauben, das Altfett einfüllen und die Flasche wieder verschrauben. An zentral aufgestellten Sammelcontainern kann der volle Behälter eingeworfen und ein leerer mitgenommen werden. Das wars. 

Das klingt wirklich einfach. Wie wird denn das Recyclingprojekt in der Bevölkerung angenommen? 

Hubert Zenk: Wir erhalten durchweg positive Rückmeldungen aus der Bevölkerung. Angestoßen durch die Berichterstattung in den Medien nimmt bei den Bürgern das Bewusstsein für den Klima- und Ressourcenschutz zu. Das ist für viele ein wichtiger Aspekt, wertvolle Rohstoffe zu sammeln und durch eigenes Mitwirken einen aktiven Beitrag zum Schutz der Umwelt zu leisten. 

Welche Anpassungen zur Organisation und Durchführung des Pilotprojektes werden Sie im Betrieb dafür vornehmen? 

Hubert Zenk: In den nächsten Monaten werden wir unsere Recycling- und Reinigungsanlage anpassen, so dass die Kleinstbehälter effizient geleert und gereinigt werden können. Für Produktion und Verwaltung planen wir, weitere Mitarbeiter einzustellen. Das steigert auch die Attraktivität unserer Firma als regionalen Arbeitgeber. 

Wie finanziert sich das bis März 2020 laufende Pilotprojekt? 

Hubert Zenk: Das Pilotprojekt wird zu 50% von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördert. Die anderen 50% der Kosten investiert die Firma Lesch, die einen Teil davon durch den Verkauf des recycelten Öls deckt. Ob die Sammlung von Kleinstmengen an Fett wirtschaftlich betrieben werden kann, das wollen wir während der 20-monatigen Projektphase herausfinden. 

Autor:
Sandra Foistner 

Dipl. Ing. agr. (TU) 
Studierende im Masterstudiengang Regionalmanagement