infranken.de: Biodiesel aus alten Fetten und Ölen

Quelle: Fränkischer Tag vom 12.04.2021

Die Stadt  Baiersdorf wird ab Mai an dem Projekt „Jeder Tropfen zählt“ teilnehmen. Dabei handelt es sich um die Sammlung von Altspeisefetten und -ölen aus Privathaushalten. 

Damit sollen unter anderem die öffentlichen Kanal- und Abwassersysteme geschützt und ein wertvoller nachhaltiger Rohstoff zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen genutzt werden. Aus den Altfetten und -ölen der Baiersdorfer Haushalte wird Biodiesel mit einer über 90 Prozent besseren CO2-Bilanz als konventioneller Diesel hergestellt.

Sammelbehälter für jeden

Für das Projekt werden an jeden Haushalt in Baiersdorf ein 1,2 Liter fassender Sammelbehälter und ein Informationsblatt Mitte/Ende Mai verteilt. Die Behälter sind leicht handhabbar, hitzeresistent und haben eine Füllstandsanzeige sowie eine Beschriftung zur Handhabung und sind sogar mit Blindenschrift versehen. Ab Mai können die vollen Behälter an dauerhaft zugänglichen Sammelautomaten in Baiersdorf abgegeben und direkt gegen leere Behälter ausgetauscht werden. Bereits seit Ende 2018 sind vier Sammelautomaten in Erlangen zu finden.

Die Zweite Bürgermeisterin Eva Ehrhardt-Odörfer ( SPD ) unterzeichnete den Vertrag mit der Gesellschaft „Jeder Tropfen zählt“ aus Thalmässing (Landkreis Roth).

Weitere Informationen zu den Standorten der Sammelautomaten werden unter www.baiersdorf.de, auf der Facebook-Seite der Stadt und auf www.jeder-tropfen-zaehlt.de veröffentlicht.

Baiersdorfer Unternehmen, Vereine, Institutionen oder Privatperson, die das Projekt unterstützen möchten, können sich bei der Stadtverwaltung Baiersdorf per E-Mail unter oeffentlichkeitsarbeit@baiersdorf.de oder unter Telefon 09133/7790-13 melden. 

Hilpoltsteiner Kurier: Landkreis lässt sich Zeit bei Vorbildprojekt – „Jeder Tropfen zählt“: In Roth gibt es noch keinen Beschluss über Ausweitung des Fettsammelns

Bild: Das Dreieckige mit rundem Deckelmuss ins Viereckige: In den fünf hiesigen ILE-Gemeinden ist der Fett-Sammelbehälter samt Container bereits bekannt. Im Rest des Landkreises Roth aber lässt die Recyclingmöglichkeit noch auf sich warten. | Foto: Luff

Quelle: Hilpoltsteiner Kurier vom 09.04.2021, https://www.donaukurier.de/lokales/hilpoltstein/Landkreis-laesst-sich-Zeit-bei-Vorbildprojekt

Thalmässing – Erst waren es drei Stadtteile von Erlangen, einer in Fürth und nicht zuletzt natürlich die fünf Kommunen der ILE Jura-Rothsee: Allersberg, Greding, Heideck, Hilpoltstein und Thalmässing. Seit November 2018 können überall dort die Verbraucher ihr altes Speisefett und Speiseöle in kleine, grüne Behälter geben und – wenn diese voll sind – gegen leere Exemplare an Containern eintauschen. Ein Sammelsystem ähnlich dem Altglas hat die Thalmässinger Recyclingfirma Lesch installiert. Den Vorbildcharakter unterstrich die Deutsche Bundesstiftung Umwelt mit ihrer Förderung. Von Beginn an war geplant, das anfängliche Pilotprojekt möglichst auszuweiten und im Idealfall die flächendeckende Sammlung zu etablieren. 

Das geschieht auch peu à peu. So wird die Stadt Baiersdorf im Landkreis Erlangen-Höchstadt ab Mai an dem Projekt „Jeder Tropfen zählt“ teilnehmen, wie Hubert Zenk, der zuständige Projektleiter der Firma Lesch vermeldet. Die Städte Erlangen und Fürth haben eine Ausweitung der Sammlung auf die gesamten Stadtgebiete beschlossen. Die Einführung der Sammelaktion in Baiersdorf sei ein neuerliches Pilotprojekt, sagt Zenk, angelegt auf zwei Jahre. Gewöhnlich sei die Abfallwirtschaft nämlich beim Landkreis angesiedelt, wenn es sich nicht um eine große, kreisfreie Stadt handelt. In dieser gut 8000 Einwohner zählenden Kommune in der Mitte von Nürnberg und Bamberg ist das anders. Und genau das erfordert in der Vertragsgestaltung Besonderheiten. Zenk zufolge hätten auch andere Kommunen Interesse bereits angemeldet. 

Wer in dem Reigen der festen Vertragspartner noch fehlt, ist mit dem Landkreis Roth ausgerechnet der Kreis, aus dem die Idee des Fettsammelns stammt. Geredet wird zwar schon seit fast einem Jahr darüber, die Sammlung auf das gesamte Kreisgebiet auszuweiten, etwas Handfestes geschehen ist aber nicht. Er sei optimistisch, dass es in Roth weitergehe, sagt Zenk. Man arbeite bereits an einem Vertragsentwurf. Allerdings gebe es keinen entsprechenden Beschluss des Kreistags, das mache die Situation „schwierig“. 

Der Projektleiter zeigt Verständnis: „Corona beherrscht derzeit viel“, sagt Hubert Zenk. Eine freiwillige Leistung wie das Sammeln von Fetten und Speiseölen sei da nicht unbedingt ganz vorne auf der Prioritätenliste zu finden. „So etwas ist gewünscht“, sagt Zenk über die politische Großwetterlage im Land. Nicht umsonst sitze die Deutsche Bundesstiftung Umwelt mit im Boot. 

Das Konzept besticht: Aus gebrauchtem Bratfett oder dem Öl von eingelegten Oliven, auch aus abgelaufener oder verdorbener Butter oder Margarine kann Biokraftstoff hergestellt werden. Zudem findet der Stoff in der Kosmetikindustrie Verwendung. 1,2 Liter Altspeisefett – das ist das Volumen eines Sammelbehälters – lassen sich nach Firmenangaben im Verlauf des Upcyclingprozesses zu einem nachhaltigen Biokraftstoff veredeln, mit dem ein Auto rund 20 Kilometer zurücklegen kann. 

Ein weiterer Vorteil kommt vor allem den Kommunen zugute, in deren Abwasserrohre und Kläranlagen das Fett oftmals ankommt, wenn es beispielsweise in flüssiger Form in den Ausguss gekippt wird und danach erkaltet und fest wird. Verstopfte Pumpen und erhöhte Reinigungszyklen der Kläranlagen sind mögliche Folgen. Das aber geht ins Geld. Die Alternative, das Fett etwa in den Wertstoffhöfen des Kreises Roth, dem Kreisbauhof in Abenberg oder verschiedenen Kläranlagen abzugeben, nimmt fast kein Verbraucher wahr. 

Anders bei der aus Thalmässing initiierten Sammelaktion: Im vergangenen Jahr sind fast 29000 Kilogramm Altfett mit der Aktion gesammelt worden – das sind bereits 40 Prozent mehr als noch 2019. Die Testregion Allersberg, Heideck, Hilpoltstein, Greding und Thalmässing komme mittlerweile auf eine Sammelquote von einem halben Liter pro Kopf. „Die Leute nehmen es an“, schlussfolgert Hubert Zenk. Die fleißigsten Sammler im südlichen Landkreis Roth sind im Übrigen die Thalmässinger: Sie schafften 0,57 Liter pro Kopf. 

HK, Volker Luff

DBU-Jahresbericht: „Altfette wiederverwerten: Jeder Tropfen zählt“

Auch der Jahresbericht der Deutsche Bundesstiftung Umwelt widmet uns eine ganze Seite im Artikel „Altfette wiederverwerten: Jeder Tropfen zählt“ (Seite 26). Danke für die Förderung unseres Projekts zur Haushaltssammlung von Altspeisefetten!

„In puncto Altfettsammlung und -recycling ist die Lesch GmbH & Co. KG aus Thalmässing in Mittelfranken alles andere als eine Unbekannte. Schon seit 1992 betreibt die Firma eine Recyclinganlage, in der Altspeisefette aus Gastronomie und Lebensmittelindustrie gereinigt werden, um von der Treibstoffindustrie für die Biodieselherstellung weiterverarbeitet werden zu können. Sein Know-how dehnt der Mittelständler im Zuge eines Pilotprojekts nun auch auf Privathaushalte aus. Unter dem Titel »Verwendung statt Verschwendung – Sammlung und Nutzung von gebrauchtem Speiseöl aus Privathaushalten« werden ausgewählte Stadtteile von Erlangen und Fürth sowie Teile des Landkreises Roth an der Aktion mitwirken. Hubert Zenk, Projektleiter des Thalmässinger Recyclingunternehmens, sieht nur Gewinner an diesem Vorhaben: Fette und Öle, die nicht gesammelt, sondern in den Ausguss geschüttet werden, verstopfen die Kanalisation und bereiten auch in den kommunalen Kläranlagen Probleme. Altfett ist zudem ein wertvoller Sekundärrohstoff für die Biodieselherstellung und verbessert dessen CO2-Bilanz. Letztlich soll das von der Firma entwickelte und im Projekt praktisch erprobte Konzept die Grundlage für eine bundesweite Verbreitung der Altfettsammlung schaffen. In Deutschland fallen nach Schätzungen jährlich rund 100 000 Tonnen Altspeiseöle und -fette in Privataushalten an, die es wiederzuverwerten gilt: Für das mittelfränkische Unternehmen in Kooperation mit dem Mittelstandsverband abfallbasierter Kraftstoffe (MVaK) ist das mutmaßlich die solide Basis für ein umweltentlastendes Geschäft. „

DBU-AZ: 34352 

Projektträger: Altfettentsorgung und -recycling Lesch GmbH & Co. KG, Thalmässing 

Projektzeitraum: November 2018 bis März 2020 

In einem Satz: Altspeisefette und -öle aus Privathaushalten werden eingesammelt, um für die Biodieselherstellung recycelt zu werden. 

Den Jahresbericht der Deutschen Bundesstiftung Umwelt können Sie hier auf der Seite der DBU herunterladen: https://www.dbu.de/doiLanding1562.html

Immer mehr machen mit – „Jeder Tropfen zählt“ zieht erfolgreiche Halbjahresbilanz

Pressemitteilung: Gelungener Start der innovativen Sammlung von gebrauchten Speiseölen und –fetten aus Privathaushalten in Bayern. 

Insgesamt wurden bereits über 9 Tonnen gebrauchter Speiseöle in den teilnehmenden Pilotkommunen gesammelt. Mit dieser Menge könnte ein PKW viermal um die Erde fahren mit 90 % geringeren CO2-Emissionen! 

Damit werden die für den Pilotzeitraum gesteckten Jahres Zielmengen des Projektes „Jeder Tropfen zählt“ sehr wahrscheinlich übertroffen. Besonders im ländlichen Raum scheinen die Haushalte auf diese Sammlung gewartet zu haben. Sammel-Spitzenreiter sind bisher die Stadt Heideck und der Markt Thalmässing mit hochgerechneten Jahressammelmengen von über ½ kg pro Bürger/in. Durchschnittlich sind die abgegebenen Sammelbehälter dabei mit 0,75 bis 0,83 kg gebrauchten Speiseölen und –fetten gefüllt. 

Hubert Zenk, Projektleiter der Firma Lesch Altfettrecycling dazu: „Für uns steht bereits heute fest. Es besteht großes Sammlungspotential, wenn man umweltbewussten Haushalten in Deutschland ein modernes Sammelsystem anbietet.“ 

Es gebe aber auch noch Verbesserungspotential, so Zenk weiter. Kleinere technische Adaptionen müssten an den Sammelautomaten vorgenommen werden. Auch sollte die Bewerbung des Projektes in Zukunft verbessert werden, insbesondere in großstädtischen Bereichen muss die Kommunikation über Soziale Medien intensiviert werden. 

In das bayerische Pilotprojekt sind über 60.000 Bürger/innen in ca. 27.000 Haushalten integriert. An 20 Sammelautomaten können die ca. 30.000 ausgegebenen Sammelbehälter gefüllt abgegeben und gegen leere Behälter getauscht werden. Gefördert wird das Projekt von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Projektpartner ist der Mittelstandsverband abfallbasierter Kraftstoffe e.V. (MVaK). 

Erste Aussagen zur Wirtschaftlichkeit des Projektes sollen im Herbst 2019 vorliegen, um eine Entscheidungsgrundlage zur möglichen Ausweitung der Sammlung innerhalb der Pilotgebiete zu schaffen.