Auch die EU-Kommission ist schon aufmerksam

Von Volker Luff, Hilpoltsteiner Kurier/Donaukurier vom 08.09.2021

Thalmässing/Brüssel – Die heutige Europaabgeordnete Marlene Mortler (CSU) kennt das Sammelprojekt bestens aus der Zeit, als sie den Landkreis Roth noch als Bundestagsabgeordnete in Berlin vertrat. Sie hat die EU-Kommission auf das heimische Projekt aufmerksam gemacht, schließlich fordert die EU-Kommission in ihrem Climate Target Plan 2030 dazu auf, Altspeisefette und -öle verstärkt zu nutzen. In vielen europäischen Staaten existieren solche Systeme bereits. Im Gegensatz dazu wird in Deutschland diese Energiequelle kaum genutzt.

Mortler hat nun positive Rückmeldung aus Brüssel erhalten. Die Europaabgeordnete für Mittelfranken erklärt: „Geschlossene Kreisläufe sind wichtig beim Thema Nachhaltigkeit und Recycling. Deswegen wäre es gut und klug, wenn wir die Sammlung von genutzten Speiseölen und Speisefetten, die im gastronomischen Bereich schon gut funktioniert, auch auf private Haushalte ausdehnen.“ Entsprechende Förderungen stünden seitens der EU bereit. „Jetzt braucht es die Unterstützung durch Städte und Gemeinden, um das Projekt in die Fläche zu bringen“, appelliert Mortler an Lokalpolitiker, sich das Sammelsystem einmal genauer anzusehen.

Die Europäische Kommission jedenfalls steht der ganzen Sache offen gegenüber, folgt man den Ausführungen von Kari Simson, der estnischen EU-Kommissarin für Energie in der Kommission von der Leyen. Aus Altspeiseöl hergestellte Biokraftstoffe würden ohnehin durch verschiedene EU-Rechtvorschriften gefördert, schreibt sie in ihrer Antwort an Marlene Mortler. Zudem prüfe die Kommission derzeit zusätzliche Maßnahmen zur Förderung solcher Kraftstoffe – und zwar im Zusammenhang mit der Überarbeitung der Erneuerbare-Energie-Richtlinie.

Die europäischen Mitgliedsstaaten müssen laut Simson dafür sorgen, dass bis zum 31. Dezember 2023 Bioabfall entweder an der Unfallstelle getrennt und recycelt oder getrennt gesammelt und nicht mit anderen Abfallarten vermischt wird. Um dies umzusetzen, stünden den Staaten verschiedene Finanzierungsprogramme für technische Hilfe, beispielsweise aus Mitteln des Köhäsionsfonds zur Verfügung. luf

Sammelleidenschaft bringt Kickertisch für Schüler ein

Marktgemeinde Thalmässing gewinnt beim ausgelobten Wettbewerb von „Jeder Tropfen zählt“ – System wird ab Herbst auf Landkreis ausgeweitet.

Von Volker Luff, Hilpoltsteiner Kurier/Donaukurier vom 08.09.2021

Thalmässing/Eysölden – In der Fußball-Bundesliga mag der Heimvorteil in Corona-Zeiten zu vernachlässigen sein. Wenn es umTischfußball geht, sieht die Sache offensichtlich anders aus: Die Verbraucher in der Marktgemeinde Thalmässing haben Ihren Heimvorteil offenbar genutzt – weshalb die Grundschule in Eysölden jetzt rechtzeitig vor dem neuen Schuljahr einen neuen Kicker ihr Eigen nennen darf.

Der ist der Preis dafür, dass die Kommune am meisten Spesefette und -Öle gesammelt hat, seit die Recyclingfirma Lesch diese seit Dezember 2018 sammelt. Mit Beginn des Pilotprojekts hatte das Unternehmen seinerzeit einen Wettbewerb ausgelobt zwischen den fünf beteiligten Kommunen der ILE Jura-Rothsee – neben Thalmässing sind das die Städte Heideck, Hilpoltstein, Greding sowie die Gemeinde Allersberg.

Der Sieg der Thalmässinger sei „relativ deutlich ausgefallen“, sagte Projektleiter Hubert Zenk. Weil aber auch die anderen Beteiligten nicht faul waren, lägen die Initiatoren bei der Sammelmenge „insgesamt auf der Linie, die wir uns vorgestellt hatten“. Mit 1,089 Kilogramm (kg) pro Kopf in den jähren 2019 und 2020 hat Thalmässing als einzige Kommune die Ein-Kilogramm-Marke genommen – und damit Greding (0,804 kg), Heideck (0,794 kg), Allersberg (0,701 kg) und Hilpoltstein (0,545 kg) abgehängt. Heuer steht Thalmässing mit bis 0,633 kg übrigens wieder am besten da.

Im Landkreis Roth habe man vor allem im Kreistag „sehr intensiv darüber geredet“, sagte Landrat Herbert Eckstein (SPD). „Jetzt stehen die Leute dahinter.“ Auch deshalb wird die Fettsammlung noch heuer auf den gesamten Kreis ausgedehnt.

Bürgermeister Georg Küttinger (TL) lobte die Firma Lesch, die mit dem Projekt ein finanzielles Risiko eingegangen sei. Es geben vielleicht größere Unternehmen am Markt, doch Heiko Lesch und sein Mitarbeiter Hubert Zenk hätten die Vorreiterrolle übernommen. Er gehe davon aus, dass die gemeindlichen Kläranlagen und die Leitungen entlastet werden, weil das Fett nicht mehr in den Ausguss geschüttet wird.

„Man will etwas Gutes für die Umwelt tun“, sagte Firmenchef Heiko Lesch. Das gelte nicht nur für ihn und das Recyclingunternehmen. Jeder Bürger habe die Möglichkeit sein Scherflein beitzutragen, denn mit jedem 1,2 Liter großen Sammelbehälter lasse sich Biosprit für 20 Kilometer erzeugen – „mit über 90-prozentiger CO2-Einsparung“.

Bettina Scharf, neue Rektorin der Grund- und Mittelschule Thalmässing, durfte als eine ihrer ersten Amtshandlungen den Kicker entgegennehmen. Als Eckersmühlenerin ist „Jeder Tropfen zählt“ bisher an ihr vorbeigegangen. Aber: „Das könnte in ganz Deutschland eine super Sache werden“, blickt Küttinger uziversichltich in die Zukunft. Bis dahin ist es zwar noch ein weiter Weg. Aber immerhin: „Nächstes Jahr sind schon 500 000 Bürger dabei“, sagt Zenk. HK