Aus der Küche in den Tank

Foto: Beim Start der Sammelaktion in  hringen im Oktober 2021 (v. l.): Hubert Zenk (Jeder Tropfen zählt); Sebastian Damm (Leiter Abfallwirtschaft Hohenlohekreis); Dr. Matthias Neth (Landrat Hohenlohekreis) Thilo Michler (Oberbürgermeister Große Kreisstadt Öhringen) und Roland Weissert (EDi Energie-Direkt Hohenlohe).

Biokraftstoffe aus Abfall- und Reststoffen können eine wertvolle Ergänzung sein.

Quelle: Brennstoffspiegel + Mineralölrundschau

Biokraftstoffe aus Abfall- und Reststoffen können eine wertvolle Ergänzung sein, wenn es darum geht, die CO2-Emissionen im Verkehr zu senken. Für mittelständische Energiehändler sind sie mehrfach interessant. Eröffnen sie doch eine ebenso nachhaltige Alternative für die Tankkunden wie für das eigene Geschäft. Ein Beispiel zeigt, wie das praktisch funktionieren kann.

Noch sind die Mengen klein, doch der Start ist vielversprechend. Bereits seit Ende 2018 werden im Rahmen eines von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt geförderten Nachhaltigkeitsprojektes in verschiedenen bayerischen Landkreisen Altspeisefette- und -Öle gesammelt, aus denen Biodiesel hergestellt wird. Dafür hat die Firma Altfettrecycling Lesch aus Thalmässing, südlich von Nürnberg, die eigene Tochtergesellschaft unter dem Namen „Jeder Tropfen Zählt“ gegründet und ein spezielles Sammelsystem eingeführt. Im Vorfeld nahm Lesch-Geschäftsführer Hubert Zenk verschiedene solcher Systeme in Europa unter die Lupe und entschied sich schließlich für die Lösung, die inzwischen in 15 Orten in Bayern und Baden-Württemberg umgesetzt wird. Einer davon ist  Öhringen im baden-württembergischen Hohenlohe kreis. Die Partner des Projektes sind hier Jeder Tropfen Zählt, EDi Energie- Direkt Hohenlohe und die Abfallwirtschaft Hohenlohekreis. Gesammelt wird in auffällig grünen 1,2-Liter-Kunststoffflaschen, die in vier, an öffentlichen Orten in Öhringen verteilten Automaten abgegeben und gegen eine leere Flasche getauscht werden können. EDi-Chef Roland Weissert erinnert sich noch gut an den Oktober des vergangenen Jahres: „Als erstes mussten wir jeden Haushalt mit einer Sammelflasche versorgen – ein echter Kraftakt“, lacht er. „Ohne die Jugendfeuerwehr Öringen wäre das wohl nicht gelungen. Doch die jungen Leute waren mit großer Freude dabei und fanden es toll, das Umweltprojekt tatkräftig zu unterstützen.“

Nach einem knappen Vierteljahr lag im Januar das erste Sammelergebnis vor: 2.600 kg Altspeisefette. Das hört sich nach wenig an. Doch was für Roland Weissert viel mehr zählt, ist die Begeisterung der Öhringer und die große Bereitschaft mitzumachen und einen konkreten Beitrag zu leisten für Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Erleichtert wird das durch das einfache, sichere und saubere Sammelsystem. Immer mehr beteiligen sich hier, einfach weil es bequem ist und gleich einen zweifachen Nutzen hat. Das Altspeisefett landet nicht mehr im Ausguss, wo es zu Verstopfungen führen könnte und es muss auch nicht umständlich zum Recyclinghof gebracht werden. Gleichzeitig wird es einer sinnvollen Wiederverwendung zugeführt. „So haben die Leute ein Problem weniger und noch ein gutes Gefühl dabei“, sagt Weissert.

Potenzial ist groß

Sicher gibt es gewisse Streuverluste. Nicht jeder nutzt die praktischen Flaschen auch wirklich zum Sammeln von Altspeisefett und nicht alle Behälter landen wieder im Automaten. Doch eines kann Hubert Zenk, der Geschäftsführer von Jeder Tropfen Zählt, mit Sicherheit sagen: „Die Qualität des Sammelgutes ist erfahrungsgemäß sehr gut. Es gibt kaum Fehlwürfe oder Verunreinigungen. Auch im Vergleich zur gewerblichen Sammlung liefern Haushalte hochwertige Altspeisefette. Denn während beispielsweise das Öl in einer professionellen Fritteuse über eine längere Zeit im Einsatz ist, wird es im Haushalt in der Regel nur einmal verwendet. Bisher sind 50 Automaten in Betrieb, wie Zenk berichtet. In den vergangenen zwei Jahren wurden schon etwa 90 Tonnen gesammelt und die Mengen nehmen kontinuierlich zu. Als nächste Projekte stehen Erlangen und Fürth an. Nach Zenks Einschätzung könnten in 2022 so 500.000 bis 700.000 Bürger in die Sammlung einbezogen werden. „Wenn sich die Leute daran gewöhnt haben, ihr Altspeisefett zu sammeln, wird auch die Quote steigen“, ist er sich sicher. „Derzeit lassen sich etwa 500 Gramm pro Person und Jahr sammeln. In manchen Orten sind es schon 700 Gramm.“ Seine Prognose ist durchaus begründet. Denn Deutschland hängt im europäischen Vergleich bei der Sammlung von Altspeiseölen hinterher – und das obwohl man hierzulande Vorreiter beim Klimaschutz sein will. In Spanien, Italien, Frankreich, Holland, Österreich oder Belgien wird schon viel mehr gesammelt und wiederverwertet.

Weiterverarbeitung

In Öhringen hat die EDi Energie-Direkt Hohenlohe die Betreuung der vier Automaten übernommen. Dazu gehört die Wartung und eventuelle Störungsbeseitigung aber vor allem der Austausch der vollen gegen leere Sammel- flaschen. Die gefüllten Gebinde werden bei EDi gelagert und von Jeder Tropfen Zählt abgeholt, entleert, gewaschen und wieder in den Kreislauf zurückgeführt. Firmengründer Willi Lesch hat schon 1992 als erster auf dem Markt ein Verfahren zur umweltschonenden und chemiefreien Aufbereitung von Altspeisefett entwickelt. Mit der Gründung der AFRA Altfettrecycling in Austria gelang dem Unternehmen der Schritt über die deutsche Grenze hinaus nach Vorarlberg, Tirol und ins Salzburger Land. Bei Lesch wird das Altfett aufbereitet und geht anschlie end zum größten Teil an Hersteller von Biokraftstoffen, deren Produkte dann ganz normal getankt werden können – als Beimischung oder pur.

Mehrfachnutzen

Kostendeckend sind die seit ein paar Jahren laufenden Sammlungen von Altspeiseölen in Privathaushalten bis jetzt nicht. Pro Einwohner ist ein Zuschuss von etwa einem Euro erforderlich. Das summiert sich bei 100.000 Einwohnern immerhin auf 100.000 Euro im Jahr. Ein eher kleiner Betrag, wenn man den Nutzen dagegenhält, wie Roland Weissert vorrechnet.
Nach Einschätzung von Jeder Tropfen Zählt liegt das Sammelpotenzial bei 1,3 Kilogramm Altspeiseöl pro Einwohner in Deutschland. Auch wenn das noch nicht komplett erreicht wird, können aus dem, was 100.000 Einwohner zusammentragen, locker 100.000 Liter Biodiesel pro Jahr hergestellt werden. Damit lassen sich rein rechnerisch etwa 100 Mittelklasse-Pkw klimaneutral betreiben. Würden stattdessen 100 rein batteriebetriebene E-Autos gekauft, wäre der Klimaeffekt nicht anders – ohne hier über die CO2-Belastungen aus der Batterieherstellung und der Stromproduktion spekulieren zu wollen. Allerdings würde der Staat und damit der deutsche Steuerzahler für diese 100 E-Autos 600.000 Euro an Umweltbonus und Innovationsprämie ausschütten. Die könnte man beim Einsatz nachhaltiger Biokraftstoffe glatt einsparen und dennoch die Emissionsziele für den Verkehr erreichen. Hinzu kommt: Werden die Biokraftstoffe beigemischt zum klassischen Kraftstoff, unterliegen sie der Mineralölsteuer. Beim Diesel sind das rund 47 Euro pro Liter. 100.000 Liter Biokraftstoff bringen dem Staat damit rund 47.000 Euro Steuereinnahmen, plus Mehrwertsteuer, die beim E-Auto wegfallen. Unterm Strich sind wir schon bei diesem Beispiel bei rund 550.000 Euro Kostenvorteil für die Allgemeinheit. Nun könnte man einwenden, dass die finanziellen Vorteile sich in der kommunalen Kasse nicht direkt auswirken, die Kosten schon. Die müssten nach dem Ende der gef rderten Sammelaktion über die Abfallgebühr umgelegt werden. Allerdings: Ein kleiner Betrag für einen guten Zweck. Weissert ist schon gespannt, wie die Entscheidung ausfällt. Aber bis dahin ist noch viel Zeit. Und so gut, wie die Resonanz ist, macht er sich da keine Sorgen. Denn die Altspeiseöl-Sammlung hat noch ein weiteres fiskalisches Argument auf ihrer Seite: 100.000 Liter gesammeltes Öl fließen nämlich mit Sicherheit nicht in die Kanalisation und richten dort keine m glicherweise teuren Schäden an. Das lässt sich zwar schwer in konkrete Zahlen fassen, ist aber für die Kommune nicht ganz uninteressant. Laut einer Studie
der niederösterreichischen Regierung aus dem Jahr 2016 verursacht jeder Liter Speiseöl in Ausguss oder WC geleert im Schnitt etwa Folgekosten von 70 Cent. Gesamtgesellschaftlich rechnet sich die nachhaltige Nutzung von Altspeisefetten als Kraftstoffalternative also auf jeden Fall. Erst recht vor dem Hintergrund, dass in Deutschland insgesamt rund 100.000 Tonnen Altspeiseöl gesammelt werden und damit etliche der 30 Millionen Verbrenner betrieben werden könnten, die es auch 2030 noch auf deutschen Straßen gibt. Schließlich hat der Biodiesel eine über 90 Prozent verbesserte CO2-Anrechung im Vergleich zu herkömmlichem Diesel. Ganz abgesehen von den großen Zahlen: „Was jedem einleuchtet, mit dem wir in den vergangenen Monaten gesprochen haben ist, dass man mit 1,2 Liter Altspeisefett etwa 20 Kilometer weit fahren kann“, sagt Weissert.

Starke Motivation

Dennoch bleibt die Frage, warum sich ein Energiemittelständler beim Einsammeln von Altspeisefett engagiert. „Dazu muss man schon in gewissem Maße ein Überzeugungstäter sein“, schmunzelt Weissert. Die Kosten bucht er auf das Konto Marketing und Geschäftsentwicklung. Und er ist überzeugt: „Das ist gut angelegtes Geld.“ Roland Weissert ist schon lange ein Fan von nachhaltigen Energieträgern, vor allem von treibhausgasreduzierten Kraftstoffen. Die verkauft er mit Erfolg an seinen eigenen Tankstellen sowie an gewerbliche Kunden und mehrere seiner Firmenfahrzeuge sind mit HVO bzw. GTL unterwegs. Da passte das Sammelprojekt hervorragend ins Konzept. Er sieht in der Altspeiseöl-Sammlung auch einen wichtigen Baustein, um der Teller-Tank-Diskussion und der Anforderung, dass Anbaubiomasse nicht als Kraftstoff verfahren werden soll, etwas entgegenzusetzen. „Wenn wir als Mittelständler nicht aktiv an unserer Zukunft bauen, werden wir keine haben. Ein anderer macht das nicht für uns“, so sein Credo.

Wie weiter?

Deshalb liegt ihm viel daran, die Sammelaktion auf den gesamten Hohenlohekreis auszudehnen und nach und nach immer mehr Mengen auf diese Weise zu generieren. Hubert Zenk von Jeder Tropfen Zählt, freut sich über die enge Partnerschaft, die sich in  Öhringen entwickelt hat. „Ohne solche Unterstützung aus dem Mittelstand kommen wir nicht voran.“ Wer sich hier ernsthaft einbringen will, kann sich gern bei ihm melden. Bisher sind Erweiterungen der Sammelaktionen schwerpunktmäßig in Süddeutschland geplant. Aber das muss nicht so bleiben.“

Wohin mit altem Fett in Haßbergler Küchen? CSU will es künftig recyclen

Foto: Martin Sage. Nicht mehr in den Bio- oder Restmüll, nicht mehr in die Spüle oder ins Klo. Die CSU Kreistagsfraktion will ein Recyclingsystem für Altfett und Speiseöl im Landkreis Haßberge einführen.

Fraktionsvorsitzender Steffen Vogel spricht von einer wichtigen Ressource, die der Landkreis Haßberge bis dato überhaupt nicht nutzt. Und von Umweltschutz.

Quelle: Mainpost, Martin Sage

Geht es nach dem Willen der CSU-Kreistagsfraktion, dann bekommt schon bald jeder private Haushalt im Landkreis ein Sammelbehältnis für Speiseöle und Altfette aus Fritteuse, Pfanne oder Lebensmittelglas. Die Abfälle sollen recycelt werden, statt bisher in der Bio- oder Restmülltonne oder gar in der Kanalisation zu verschwinden. Einen entsprechenden Antrag will die Fraktion in naher Zukunft dem Kreistag zur Entscheidung vorlegen. In einer Pressemitteilung vom Freitag hat CSU-Kreisvorsitzender Steffen Vogel diese Redaktion über die Pläne in Kenntnis gesetzt. Aus dem Schreiben ergibt sich folgendes Bild:

Warum soll das Altfett gesammelt werden?

Einerseits enthalten Altfette oder gebrauchte Speiseöle viel Energie, die noch genutzt werden kann, beispielsweise in Biogasanlagen für die Gewinnung von Strom und Wärme. „Mit 1,2 Liter altem Fett aus der Fritteuse, der Pfanne oder dem Olivenglas kann Biodiesel für zirka 20 Kilometer erzeugt werden“, bringt Vogel in der Pressemitteilung ein weiteres Beispiel für das bisher ungenutzte Potenzial.

Andererseits lässt sich durch die Fett- und Ölsammlung das Restmüllaufkommen verringern: Ein wichtiger Umstand angesichts der Tatsache, dass die Menschen im Landkreis Haßberge zuletzt wieder mehr Restmüll produziert haben.  Und die Kanalisation wird entlastet. Bislang empfiehlt der Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises die Entsorgung über die Bio- oder Restmülltonne. Mancher Zeitgenosse schüttet Öle und heiße Fette aber in die Spüle oder Toilette, von wo sie in die Kanalisation gelangen – und die Umwelt belasten.

Wie stellt sich die CSU das Sammelsystem vor?

MdL Steffen Vogel will jeden Haushalt mit einem 1,2-Liter-Sammelbehältnis ausstatten, „in das Fett mit bis zu 70 Grad Celsius eingefüllt werden kann“, wie er in der Pressemitteilung erläutert. An Schlüsselstellen im Landkreis, vor allem in Einkaufsmärkten, stünden dann Automaten, an denen die Bürgerinnen und Bürger „ähnlich einem Pfandsystem“ die vollen gegen leere Gefäße austauschen können.

Sobald die Automaten gefüllt sind, werden die vollen Behälter zur Aufbereitung abgeholt. Ein Spezialunternehmen befreit das Fett durch Filterung von Reststoffen wie Paniermehr oder Kräuter und trennt Fette und Öle durch Zentrifugieren und Temperieren. Die so entstandenen Rohstoffe könnten dann wiederverwertet werden, verkündet die CSU.  Genutzt werde das Altfett dann in der Kosmetikindustrie, in der Biodieselherstellung oder im Blockheizkraftwerk. Kreisvorsitzender Vogel verspricht einen Aufbereitungsprozess ohne Chemikalien, mithin die Schonung der Umwelt.

Wer soll sich um das Recycling von Fett kümmern?

Die CSU Haßberge strebt eine Kooperation mit dem dem Unternehmen „Altfettrecycling Lesch“ mit Sitz in Thalmässing (Landkreis Roth, Mittelfranken) an, laut Vogel dem bisher einzigen Anbieter eines solchen Sammelsystems. Lesch ist Spezialist für Altfettverwertung aus der Gastronomie; seit 2018 kümmert sich der Entsorgen jedoch auch um Fette aus privaten Haushalten und verarbeitet sie zu Biodiesel.

Wie dem Internetauftritt der Firma zu entnehmen ist, können seit besagtem Jahr Bürgerinnen und Bürger aus Erlangen, Fürth und im Landkreis Roth die gebrauchten Speisefette an den Sammelautomaten von Lesch abgeben. Auf der Homepage sind große grüne Sammelautomaten zu sehen, ähnlich den Pfandflaschenautomaten, jedoch versehen mit dem Motto: „Jeder Tropfen zählt“. Die 1,2-Liter-Sammelbehälter von Lesch sind ebenfalls grün, sie ähneln in der Form größeren Plastiktrinkflaschen mit Schraubverschluss.

Was soll die Aktion kosten?

In der CSU geht man von Kosten in Höhe von rund 80 000 Euro im Jahr aus. „Umgerechnet ist das ein Euro pro Landkreisbürger, dies ist für den Mehrwert des Systems ein mehr als angemessener Betrag“, erklärt Vogel in dem Schreiben an die Presse.

Und wie soll es nun weitergehen?

Die CSU-Kreistagsfraktion will das Thema Altfettrecycling bei der Arbeitstagung des Kreisumwelt- und Werkausschusses im März behandeln, sprich den Ausschussmitgliedern das System im Detail vorstellen. Und dann hofft Vogel auf eine schnelle Entscheidung im Kreistag.

Der erste Sammel-Landkreis in ganz Deutschland

Foto: Auf dem Parkplatz des Wenden-Centers in Wendelstein steht der erste Sammelautomat im Kreis Roth außerhalb der ILE-Kommunen. Hubert Zenk, Heiko Lesch (von links), Landrat Herbert Eckstein (rechts) und Wendelsteins Bürgermeister Werner Langhans freuen sich über die Ausweitung der Aktion. | Foto: Luff

Thalmässinger Firma Lesch rüstet alle 16 Kommunen im Landkreis Roth mit Altfett-Automaten aus

Quelle: Volker Luff, Hilpoltsteiner Kurier/Donaukurier

Thalmässing/Wendelstein – Am Thalmässinger Wesen soll die Umwelt genesen. Nein, das ist wohl ein wenig übertrieben. Aber dass die Altfett-Sammelaktion, die das Thalmässinger Recycling-Unternehmen Lesch ins Leben gerufen hat, dabei hilft, klimaschädliches CO2 einzusparen, ist unbestritten. Was in den Städten Greding, Heideck und Hilpoltstein sowie den Gemeinden Allersberg und Thalmässing seit Jahren erprobt ist – das Sammeln von Altfett in Privathaushalten -, kommt jetzt auch im Rest des Landkreises an. Den Anfang macht Wendelstein.

„Durch die fünf Erprobungsgemeinden war es für alle leichter“, sagt Landrat Herbert Eckstein (SPD) bei der Inbetriebnahme des ersten Sammelautomaten ausgerechnet in seiner Heimatkommune. Nach ein paar Diskussionen ließen sich die Kreisräte letztlich überzeugen. 250000 Euro investiere der Kreis über drei Jahre, so Eckstein. Bei Müllgebühren in Höhe von zwölf Millionen falle das kaum ins Gewicht, außerdem „muss man das unter dem Gesichtspunkt der Abfallvermeidung sehen“. Hinzu kommt, dass beispielsweise der Ruppmannsburger für seine Abfallbeseitigung ohnehin nur die Hälfte dessen bezahlt, was einen Steinwurf entfernt der Haushalt in Wengen löhnen muss – der Kreis Weißenburg-Gunzenhausen entsorgt seinen Müll weitaus teurer.

Zahl der Automaten wird verdreifacht

Statt der bislang 9 Sammelcontainer in den südlichen Gemeinden – inklusive einem am Landratsamt – stehen nun bald 27 im Landkreis. „Bis Mitte Dezember“ sei es so weit, prognostiziert der Geschäftsführer von „Jeder Tropfen zählt“, Hubert Zenk. Die Firma ist mittlerweile ein eigenständiges Un-ternehmen unter dem Dach der Altfett-Recyclingfirma von Heiko Lesch. 

Werner Langhans (CSU), der Bürgermeister von Wendelstein, lässt sich von Zenk derweil haarklein den Automaten erklären. 200 Behälter in einer Größe von 1,2 Litern enthalte der, so Zenk. Die nächste Generation werde schon keine Batterie mehr haben, die Technik werde dann mittels eines Solarpaneels mit Strom gespeist. Der kleine Behälter enthalte mittlerweile 20 Prozent schon recyceltes Plastik, sagt Zenk, Nachhaltigkeit werde großgeschrieben. „Wir lernen immer noch dazu.“

Mit jedem Automaten, der an einem gut frequentierten Platz – etwa bei einem Supermarkt – aufgestellt wird, werde auch ein Automatenpate gesucht so Zenk. Tritt einmal eine Störung auf, beispielsweise weil jemand einen unpassenden Behälter hineingestopft hat, bekomme er eine elektronische Meldung und könne dann den Paten informieren. Auch wenn der Automat zu 80 Prozent voll ist, wird die Firma elektronisch benachrichtigt. Bald darauf macht sich ein Lesch-Lastwagen auf den Weg.

Zu Beginn verteilt die Thalmässinger Firma an jeden Haushalt einen der markanten grünen Behälter. Im Pilotprojekt, als sich die Bürger in Hilpoltstein ihren Behälter im Rathaus abholen sollten, habe man festgestellt, dass die Sammlung weitaus besser funktioniert, wenn man von Beginn an keinen Aufwand hat, erklärt Zenk. Weitere Behälter für denjenigen, der fleißig die Fritteuse anwirft und mehr Kapazität braucht, seien im Rathaus vorrätig, ergänzt Bürgermeister Langhans. 

Ziel ist die Sammlung von bis zu 700 Gramm pro Kopf

In den Pilotgemeinden zeichne sich ab, dass heuer 530 bis 550 Gramm Altfett pro Kopf gesammelt werden, so Zenk. Das entspricht ziemlich genau der Vorgabe, die er sich selbst gesetzt hat im dritten Jahr. Im Rest des Landkreises hofft er im ersten Jahr auf eine Menge von 350 Gramm pro Nase. Längerfristig betrachtet „sind 600 bis 700 Gramm die Zielrichtung“, sagt Zenk. „Wir sind da auf einem wirklich guten Weg.“ Das sei auch das Ergebnis der Evaluation gewesen. Denn das Pilotprojekt wurde von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf wissenschaftlich begleitet. „Wir haben eine sehr hohe Sammelquote“, freut sich Firmenchef Heiko Lesch. Nämlich bislang das Sechsfache des Sammelergebnisses per Wertstoffhof – dort kann Altfett bislang auch schon entsorgt werden. Doch tut dies kaum jemand.

Er hoffe, dass der Landkreis Roth nun ein Beispiel gebe, so Eckstein, der Umwelt helfe es, wenn die Firma Lesch auch andernorts Aufträge akquirieren könne. Davon zeigt sich Zenk überzeugt: „Unter Abfallwirtschaftlern wird ja auch gesprochen“, der Einstieg eines ganzen Landkreises habe „Strahlkraft“. Ohnehin gebe es mit Berching und Freystadt zwei einzelne Kommunen im Kreis Neumarkt, im Hohenlohekreis und im Kreis Forchheim sei man auch schon vertreten. Weitere Verhandlungen laufen. Geschäftsführer Zenk zeigt sich optimistisch: „Im nächsten Jahr werden wir 500000 Teilnehmer haben.