Haushaltssammlung für Altspeisefett startet in Bubenreuth

Auf dem Bild: MdB Stefan Müller, Norbert Stumpf (Bürgermeister Bubenreuth), Michael Sperber (CTO der Firma Infoteam), Hans-Peter Lechner (Vorstandsmitglied VR-Bank Erlangen – Höchstadt – Herzogenaurach eG), Heiko Lesch (Geschäftsführer Altfettrecycling Lesch GmbH & Co. KG)

Ab sofort können auch die Bürger/innen in Bubenreuth im Landkreis Erlangen-Höchstadt zum Schutz von Natur und Kanalsystem beitragen indem Sie ihre genutzten Speiseöle sammeln und an unserem Sammelautomaten abgeben.

Am Freitag wurde der Automat an der Wertstoffsammelstelle in der Frankenstraße in Betrieb genommen. Bei der Eröffnung anwesend waren MdB Stefan Müller, Landrat Alexander Tritthart, Norbert Stumpf (Bürgermeister Bubenreuth), Michael Sperber (CTO der Firma Infoteam), Hans-Peter Lechner (Vorstandsmitglied VR-Bank Erlangen – Höchstadt – Herzogenaurach eG) und Heiko Lesch (Geschäftsführer Altfettrecycling Lesch GmbH & Co. KG).

Die Sammelbehälter werden ab Mitte August an die Haushalte verteilt.

Unterstützt wird das Projekt von der Firma infoteam software und der VR-Bank Erlangen – Höchstadt – Herzogenaurach eG.

Infos

Den gefüllten Sammelbehälter können ab sofort an unserem Sammelautomat an folgendem Standort gegen einen sauberen Behälter getauscht werden:

Wertstoffsammelstelle (neben Bauhof),
Frankenstraße, 91088 Bubenreuth

Die Abholung zusätzlicher Sammelbehälter sowie die Rückgabe unbenutzter Sammelbehälter erfolgt bei:

Gemeinde Bubenreuth 
Birkenallee 51
91088 Bubenreuth

Altfett-Sammlung in Privathaushalten weitet sich auf ganzen Landkreis aus

Quelle: Volker Luff, Hilpoltsteiner Kurier vom 27.07.2021: https://www.donaukurier.de/lokales/hilpoltstein/Altfett-Sammlung-in-Privathaushalten-weitet-sich-auf-ganzen-Landkreis-aus;art596,4798398

Es ist abzusehen gewesen – und doch hat es relativ lange gedauert, bis im Landkreis Roth nun Nägel mit Köpfen gemacht worden sind: Die Sammlung von gebrauchten Altspeisefetten und -ölen aus Privathaushalten, die im Süden des Landkreises schon seit Ende 2018 üblich ist, wird auf den gesamten Kreis ausgedehnt.

Im Herbst soll dafür der Startschuss gegeben werden. Bislang ist “Jeder Tropfen zählt” hier nur in den fünf Kommunen der ILE Jura-Rothsee bekannt, also in Allersberg, Greding, Heideck, Hilpoltstein und Thalmässing. 

Außerdem natürlich in Fürth und Erlangen: Teile der beiden Städte waren ebenfalls beim Pilotprojekt vor knapp drei Jahren dabei, dort war längst entschieden worden, die dezentrale Sammlung von Altspeisefetten und -ölen aus Privathaushalten in den markanten grünen Sammelautomaten, auf das jeweilige gesamte Stadtgebiet auszudehnen. In Erlangen ist Baiersdorf längst dabei, Bubenreuth folgt derzeit. Mit Berching und Freystadt sind – ganz frisch dabei (siehe Seite 24) – diese Automaten auch im Landkreis Neumarkt zu finden. 

Erregte Diskussionenum den Preis des Sammelns

In Roth aber hatte es im Kreisausschuss für Klimaschutz, Umwelt, Wirtschaft und Regionalentwicklung vor einem Jahr auch kritische Stimmen gegeben: Reinhard Schmidpeter von der AfD beispielsweise hatte davon gesprochen, dass man die Mehrkosten, die in die Gebühren für die Abfallbeseitigung integriert werden, den Bürgern “nicht zumuten” könne. 

Genaue Zahlen nennt Hubert Zenk, der Geschäftsführer der “Jeder-Tropfen-zählt”-GmbH, nicht. Initiiert worden war das Projekt seinerzeit von der Thalmässinger Altfett-Recyclingfirma Lesch, der damalige Projektleiter Zenk ist mittlerweile Geschäftsführer der eigens gegründeten Firma. Er spricht von jährlichen Kosten von etwa einem Euro brutto pro Bürger. Der Landkreis Roth mit seiner Vorreiterfunktion bezahle diesen Preis aber nicht ganz. Anders als Fürth und Erlangen, die für die Ausweitung Fördergeld beim Bundesumweltministerium beantragt haben – “die ist aber ganz schön tricky” – verzichtet man in Roth darauf. Auch deshalb könnte die langwierige Ausgestaltung des Vertrags in der Heimat Beispielcharakter für andere Kreise und Kommunen haben, hofft Zenk. Auch weil Roth, der sich zwar mit der Entscheidung Zeit gelassen hat, jetzt aber doch der erste Landkreis sei, der das Sammelsystem “komplett auf die Fläche bringt” und somit eine Vorreiterfunktion einnimmt, “haben wir alles herausgekitzelt, was irgendwie ging”. 

Schon als das Pilotprojekt im Winter 2018 gestartet ist, war das erklärte Ziel, über kurz oder lang das ganze Land zu erobern. Alte Speisefette und -öle zum Container zu bringen, sollte so selbstverständlich werden wie die Entsorgung von Altglas. “Jeder Tropfen zählt” hat das Zeug dazu, eine solch bahnbrechende Erfolgsgeschichte zu werden, wie nicht nur die finanzielle Unterstützung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt zeigt. Das Unternehmen ist auf dem besten Weg: Denn mit Hausen und Heroldsbach im Landkreis Forchheim stehen laut Zenk schon die nächsten Kommunen in den Startlöchern, im Herbst solle ein Pilotprojekt in Baden-Württemberg – erstmals jenseits der bayerischen Landesgrenzen – starten. 

Populärer Klimaschutzunterstreicht Wichtigkeit

“Das Thema wird wichtiger angesehen als noch vor einem Jahr”, resümiert Zenk. “Es ist keine teure Geschichte”, findet er. Alles hänge von der Einstellung der Politik ab. Trotz dieser politischen Frage “fallen wir unter das Abfallrecht” – das erkläre, warum der Erfolg nicht noch schneller komme, zeigt er sich überzeugt. Denn angesichts der Tatsache, dass aus dem alten Öl vor allem Biosprit werde, sei auch die Verkehrspolitik involviert. Und nicht zuletzt die Klimaschutzpolitik. So lange die Autoflotte auf den Straßen sich nicht grundsätzlich verändere – also mehr Autos mit Elektroantrieb oder anderen alternativen Formen benutzt werden -, “kann der Minister nichts liefern”, so Zenk. Einzig durch ein anderes Mischungsverhältnis im Brit lasse sich die CO2-Bilanz aufpolieren. 1,2 Liter Altspeisefett – das ist das Volumen eines Sammelbehälters – lassen sich nach Firmenangaben im Verlauf des Upcylingprozesses zu einem nachhaltigen Biokraftstoff veredeln, mit dem ein Auto rund 20 Kilometer zurücklegen kann. Dass mit dem Recyceln auch Abflussrohre und Kläranlagen geschont werden, da das alte Öl nicht mehr in den Ausguss gekippt wird, wird somit fast zum Nebeneffekt. 

Welches Mengenpotenzial im Sammelsystem steckt, unterstreichen Zahlen aus dem – bald – Vorreiterlandkreis Roth: Bevor das Thalmässinger Unternehmen die Sammlung in die Hand genommen hat, waren es rund vier Tonnen Altfett gewesen, die die Bürger in den Wertstoffhöfen des Kreises Roth, dem Kreisbauhof in Abenberg oder in verschiedenen Kläranlagen abgegeben haben. 2019/20 registrierte die Firma Lesch allerdings allein in den fünf ILE-Gemeinden rund 15,5 Tonnen, die in den Containern zusammengekommen waren. Hubert Zenks Resümee: “Das Sammelsystem funktioniert und die Haushalte machen mit. “HKVolker Luff

Altspeisefett wird Biodiesel – Aus der Fritteuse ins Auto: Jeder Tropfen zählt

Quelle: Lena Wölki, NN, https://www.nordbayern.de/region/erlangen/aus-der-fritteuse-ins-auto-jeder-tropfen-zahlt-1.11230284

ERLANGEN – Recyceln statt wegschütten: “Jeder Tropfen zählt” sammelt Speisefett aus den Haushalten verschiedener Gemeinden und verarbeitet es zu Kraftstoff. 

Es sind kleine grüne Flaschen, die etwas Großes bewirken sollen. Sie gehören zu der GmbH “Jeder Tropfen zählt!”, die sich zum Ziel gesetzt hat, aus Altspeisefett Biodiesel zu generieren. Und dabei nicht nur die Abwasserrohre vor dem Verstopfen zu schützen, Säuberungskosten der Kläranlagen zu verringern, sondern auch Ressourcen zu schonen.

Altfettrecycling in Erlangen kommt gut an

“Wir haben hier eine Öl-Quelle, die einfach verschenkt wird”, sagt der Geschäftsführer Hubert Zenk. Bisher würden, laut Zenk, in Bayern etwa 80 Gramm Altspeisefett pro Person im Jahr gesammelt. “Wir gehen jedoch davon aus, dass im Schnitt jeder etwa 1,3 Kilogramm zu verwerten hätte”, sagt der Geschäftsführer. Er erklärt weiter: “Unser Ziel ist es, nach fünf Jahren mindestens 700 Gramm pro Bürger einzusammeln.”

Mehrere Orte dabei

Im Landkreis Erlangen-Höchstadt gibt es gleich mehrere Orte, die Teil der Aktion sind. Dazu gehören schon seit längerem die Stadt Erlangen, die schon dabei war, als es die Aktion als Pilotprojekt gab. Neu dazu gekommen ist seit Mai Baiersdorf und nun soll “Jeder Tropfen zählt!” auch in Bubenreuth angeboten werden.

Wie funktioniert das System?

Im Vorfeld wurden die grünen Sammelflaschen an alle Haushalte in den entsprechenden Gemeinden ausgeliefert. Das übernahmen unter anderem Schüler, Freiwillige Feuerwehren, oder, wie im Fall von Bubenreuth, Ferienarbeiter.

Keine Auto-Schmieröle

In diesen Behältern kann dann gebrauchtes Frittier- und Bratfett-Öl, Öl von eingelegten Speisen (Sardinen, Schafskäse, Peperoni usw.), Margarine, verdorbene und abgelaufene Speiseöle und -fette gesammelt werden. Nicht abgegeben werden dürfen dagegen Mineral-, Motor- und Schmieröle, andere Flüssigkeiten und Chemikalien, Mayonnaisen, Saucen und Dressings, Speisereste und sonstige Abfälle.

Von der Fritteuse zum Auto

Wenn der Behälter voll ist, kann er bei den entsprechenden Automaten abgeben werden. Die stehen unter anderem auf Supermarktparkplätzen: “Wir versuchen es, den Menschen so einfach wie möglich zu machen, und die Abgabe nicht etwa an die Öffnungszeiten von Wertstoffhöfe zu koppeln”, sagt Zenk.

Bestandteile getrennt

Bei den Automaten erhält man für einen vollen Behälter eine leere. frische Flasche zurück. Dann startet der Recyclingprozess, der aus dem Altspeisefett Biodiesel macht. Dabei werden die Öle zunächst erhitzt und im Anschluss die Bestandteile voneinander getrennt. Es bleiben Speiseöl, Feststoffe und Wasser.

Kommunen steuern etwas bei

Um aus diesem Fett Treibstoff zu machen, muss es dann aber noch weiter verarbeitet werden. Der Verkauf dieses Rohstoffs soll die Kosten des Recyclingprozesses zu einem Teil mitfinanzieren. Ganz klappt das jedoch nicht, weshalb die Kommunen noch etwas dazu steuern müssen. Das gesamte System kostet etwa 85 Cent pro Bürger im Jahr.

Probezeit erfolgreich beendet

“Jeder Tropfen zählt!”, das zunächst als Pilotprojekt in Fürth, Erlangen und im Landkreis Roth an den Start ging, hat die Probezeit im vergangenen Jahr erfolgreich beendet. Nun soll das System in die verschiedenen Gemeinden und Kommunen verteilt werden. Bisher, so schätzt Hubert Zenk, konnten bereits etwa 70 000 Kilo Altspeisefett gesammelt und zu circa 65 000 Liter Biodiesel verarbeitet werden. Und das alles mit der Hilfe von kleinen, grünen Flaschen.

Haushaltssammlung von genutzten Speisefetten und –ölen aus Privathaushalten startet im Juli in Berching und Freystadt

Die Städte Berching und Freystadt werden ab Juli 2021 an dem Nachhaltigkeitsprojekt „Jeder Tropfen zählt“ teilnehmen. 

Mit der Sammlung von Altspeisefetten und –ölen aus Privathaushalten sollen u. a. die öffentlichen Kanal- und Abwassersysteme geschützt und ein wertvoller nachhaltiger Rohstoff zur Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen genutzt werden. Aus den Altfetten und -ölen der Bürgerinnen und Bürger wird Biodiesel mit einer über 90 % besseren CO²-Bilanz als konventioneller Diesel hergestellt. 

Für das Projekt werden an jeden Haushalt in Berching und Freystadt ein 1,2 Liter fassender Sammelbehälter und ein Informationsflyer Mitte/Ende Juli verteilt. Die Behälter sind ansprechend gestaltet, wertig und leicht handhabbar, hitzeresistent und haben eine Füllstandanzeige, sowie eine Beschriftung zur Handhabung und sind sogar mit Blindenschrift versehen. 

Die vollen Behälter können dann an dauerhaft zugänglichen Sammelautomaten abgegeben und direkt gegen leere Behälter ausgetauscht werden. Dadurch können die Haushalte leicht an dem Projekt teilnehmen und mit sammeln. 

Bereits seit Ende 2018 sind schon Sammelautomaten in Teilen Erlangens, Fürths und im Landkreis Roth zu finden. Das Konzept wurde von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördert. Die Sammlungen dort sind sehr erfolgreich und sollen sukzessive auf die gesamten Gebiete ausgeweitet werden.

Finanziert wird dieses Nachhaltigkeitsprojekt in Berching und Freystadt durch den Landkreis Neumarkt, die beiden Städte Berching und Freystadt, sowie die Fa. Huber SE einem ortsansässigen international bedeutenden Unternehmen im Bereich Wasseraufbereitung, Abwasserreinigung und Schlammbehandlung.

Von links nach rechts: Alexander Dorr (1. Bürgermeister der Stadt Freystadt), Hubert Zenk (Geschäftsführer der Jeder Tropfen Zählt GmbH) und Ludwig Eisenreich (1. Bürgermeister der Stadt Berching).

Weitere Informationen zu Sammlung sind unter www.jedertropfenzaehlt.de zu finden.

Presse-Rückfragen an:
Jeder Tropfen Zählt GmbH 
Hubert Zenk
Äußere Nürnberger Str. 1, 91177 Thalmässing
Telefon: 09173-79415519; E-Mail: hubert.zenk@jedertropfenzaehlt.de

So geht Zukunft: Woche der Umwelt macht Lust auf den Schutz der Erde

Bundespräsident und DBU laden ein – Hybrides Format  

Osnabrück/Berlin. Ein Motto als Mutmacher: Mit dem Versprechen „So geht Zukunft!“ will die „Woche der Umwelt“ (WdU) Begeisterung entfachen für den Erhalt des Planeten. In bewährter Tradition lädt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am 10. und 11. Juni in Zusammenarbeit mit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) in seinen Berliner Amtssitz ein.

Nachdem die Veranstaltung der Zukunft 2020 leider abgesagt werden musste, nimmt das Projekt „Jeder Tropfen zählt“ an der Woche der Umwelt 2021 als Aussteller teil.

Allerdings ist bei dieser sechsten WdU-Auflage im Park von Schloss Bellevue vieles anders: Wegen der Corona-Pandemie findet die Veranstaltung im hybriden Format statt – teils in Präsenz, teils digital. DBU-Generalsekretär Alexander Bonde: „Wir wollen auf diese Weise auch ein Zeichen setzen: Trotz Covid-19-Pandemie verschwinden Klimakrise oder die Sorgen um Artenvielfalt, Umwelt- und Ressourcenschutz ja nicht. Im Gegenteil: Sie bleiben Herausforderungen für eine lebenswerte Zukunft.“ Nach der Eröffnung durch die Ansprache des Bundespräsidenten um 11 Uhr am Donnerstag, 10. Juni, startet gegen 12 Uhr ein facettenreiches zweitägiges Programm auf einer Hauptbühne im Park von Schloss Bellevue sowie in digitalen Fachforen. Sowohl die Diskussionsrunden auf der Hauptbühne als auch der Fachforen können live per Stream verfolgt werden. Alle Infos finden sich dazu hier: https://www.woche-der-umwelt.de/.

Würdigung der Ausstellenden

Hinzu kommt als digitales i-Tüpfelchen ein besonderer Online-Service für die rund 150 Ausstellenden – für all diejenigen also, die von einer seitens des Bundespräsidialamtes speziell zur Woche der Umwelt beauftragten Fachjury eigentlich auserkoren waren, inmitten einer großen Zelt- und Bühnenstadt am Amtssitz des Bundespräsidenten ihr Engagement für den Umweltschutz zu präsentieren – und all die Aspekte, die damit zusammenhängen: von Klima, Energie und Ressourcen über Boden und Biodiversität bis hin zu Bauen, Wohnen und Mobilität. „Diese Unternehmen, Forschungsinstitute, Vereine und Verbände leisten Großartiges bei Qualität, Innovation und Modellhaftigkeit“, sagt Bonde. „Das wollen wir würdigen, auch wenn die Corona-Pandemie einen Strich durch den ursprünglichen Plan gemacht hat.“ Alle Ausstellenden präsentieren sich deshalb virtuell über den oben genannten Link mit einem persönlichen Steckbrief sowie ausführlichem Text-, Bild- und Tonmaterial und einem speziellen WdU-Zertifikat der Veranstalter.

Denkanstöße auf der Hauptbühne und in den Fachforen

Hochkarätig besetzte Podien auf der Hauptbühne im Park von Schloss Bellevue sowie in den digitalen Fachforen stehen unter dem Motto „So geht Zukunft!“. Sie wollen Anregungen für einen nachhaltigen Umgang mit dem Planeten liefern – und zugleich den Finger in die Wunden legen, die für eine lebenswerte Zukunft dringend zu heilen sind. Dabei wird es ebenso um die Frage gehen, wie Ökonomie und Ökologie in Einklang zu bringen sind. Effiziente Wärmenutzung, Initiativen zur Circular Economy, also einer umfassenden Kreislaufwirtschaft, sowie Klimaneutralität in Unternehmen sollen ebenso zur Sprache kommen wie digitale Lösungen der Energiewende, nachhaltige Kapitalanlagen und Mobilität. Anregende Diskurse lassen zudem diese Debatten erwarten: Grüne Gründungen als Transformationsmotor, Kulturerbe und Klimawandel, Artenvielfalt und Agrarwirtschaft, oder: Populismus versus Wissenschafts-Journalismus. Bonde: „Auf die Zuschauerinnen und Zuschauer im Livestream wartet ein bunter Strauß an Zukunftsthemen, die Wissenschaft, Wirtschaft, Gesellschaft und Politik nur gemeinsam lösen können.“

Größte Arktisexpedition aller Zeiten

Mit herausragender Expertise wartet das Programm der Hauptbühne auf. Zwei Podien am 10. Juni befassen sich mit dem gemeinsam zu gestaltenden Wandel und der Biodiversität; die zwei Podien am 11. Juni gehen Fragen zur Mobilität und zu Visionen auf den Grund. Mit dabei: Dr. Eckart von Hirschhausen und Klimaaktivistin Luisa Neubauer. Unter den Hauptbühnen-Gästen ist überdies Prof. Dr. Antje Boetius. Sie ist Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts im Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), das kürzlich mit seinem Forschungsschiff Polarstern im Nordpolarmeer mit der größten Arktisexpedition aller Zeiten Geschichte geschrieben hat.

Ausdehnung des Meereises ist im Sommer nur noch halb so groß wie vor 40 Jahren

Boetius‘ Botschaft könnte eindringlicher kaum sein: „Die Arktis erwärmt sich mehr als doppelt so schnell wie der Rest der Welt, das Meereis nimmt in rasantem Tempo ab.“ Die Meeresforscherin warnt vor den schnell voranschreitenden Lebensraumverlusten auch in den entlegensten Regionen. Sie erinnert in diesem Zusammenhang an den norwegischen Polarforscher Fridtjof Nansen. Als dieser Ende des 19. Jahrhunderts in der Arktis überwintert habe, „war es dort in den Wintermonaten noch zehn Grad kälter als heute“. Und: „Die Ausdehnung des Meereises ist im Sommer nur noch etwa halb so groß wie vor 40 Jahren.“ All dies zeige „exemplarisch, in welch schnellem Wandel sich die Arktis und ihr Klima durch die menschengemachte Erderwärmung befinden“, sagt Meeres- und Polarforscherin Boetius, die 2018 seitens der DBU mit dem Deutschen Umweltpreis geehrt wurde, einer der höchstdotierten Auszeichnungen dieser Art in Europa.

„Systemwechsel bei Konsumverhalten und Lieferketten“

Spannung dürfte gleichfalls das Podium am Nachmittag des 10. Juni zum Thema Biodiversität versprechen. Mit von der Partie sind dabei unter anderem Bauernpräsident Joachim Rukwied und Prof. Dr. Josef Settele. Der Agrarwissenschaftler und Leiter des Departments Naturschutzforschung am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) weist der Agrar- und Ernährungswirtschaft bei Klima-, Umwelt- und Naturschutz eine besondere Bedeutung zu: „Wir alle sind Landwirtschaft. Aus meiner Sicht sind die Bäuerinnen und Bauern eher die Opfer einer Landwirtschaft, die wir als Gesellschaft zulassen.“ An einem Wandel führe kein Weg vorbei, er halte „einen Systemwechsel für dringend geboten“, sowohl beim Konsumverhalten als auch bei den Lieferketten. Settele: „Es kann dann auch nicht sein, dass man daheim hohe Standards predigt, bei Einfuhren aber nicht so genau hinschaut. Bestes Beispiel ist der Bedarf an Soja etwa aus Argentinien und Brasilien für Viehfutter hierzulande. Die Folgen sind gravierend: Zu viel Vieh in zu engen Ställen produziert zu viel Gülle und Stickstoff mit den bekannten Belastungen für Böden und Gewässer.“

Bauernpräsident Rukwied: Veränderungsprozess hin zu noch mehr Nachhaltigkeit

Rukwied attestiert derweil der deutschen Landwirtschaft einen bereits seit Jahren stattfindenden „Veränderungsprozess hin zu noch mehr Nachhaltigkeit“. Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV)fügt hinzu: „Wir haben Klima-, Umwelt- und Artenschutzmaßnahmen in unsere Betriebsabläufe integriert – Leistungen, die wir größtenteils auf freiwilliger Basis erbringen. Diesen Anteil werden wir weiter ausbauen.“ Wichtig sei die finanzielle Honorierung dieser Maßnahmen. „Wir können daher nicht nachvollziehen, warum die Politik die Eigenmotivation der Bauern durch eine massive Verbotspolitik zunichtemacht“, so der Bauernpräsident. Eines ist Rukwied zugleich wichtig: „Landwirtschaft dient in allererster Linie der Ernährung der Gesellschaft. Bei allem Wunsch nach mehr Ökologie darf die Ökonomie der landwirtschaftlichen Betriebe nicht vergessen werden.“ Diese Balance herzustellen, sei „die große Herausforderung für die Zukunft“. Es müsse einen gesellschaftlichen Konsens darüber geben, „dass am Ende auch die Bilanz des Bauern stimmen muss. Der Umweltschutz darf nicht zu einem Treiber des Strukturwandels werden. Damit wäre keinem geholfen.“ Für spannende Debatten dürfte gesorgt sein.

* aktualisierte Fassung vom 23. April 2021

Quelle: https://www.dbu.de/123artikel38993_2442.html