Bayern 1 Podcast „Besser Leben“: Frittieröl entsorgen – Wohin mit altem Speiseöl?

Wie entsorgt man altes Frittieröl und Speisefette? Biotonne, Klo oder Restmüll? Der Bayern1 Umweltkommissar erklärt, wie man das Entsorgungsproblem ökologisch löst.

Quelle: Alexander Dallmus, Bayern 1, https://www.br.de/radio/bayern1/frittieroel-entsorgen-100.html

Alte Speisefette und -öle aus dem privaten Haushalt sind meist ein Gemisch aus tierischen und pflanzlichen Fetten. Das bisschen Bratfett aus der Pfanne lässt sich noch mit einem Küchentuch auswischen, wer allerdings regelmäßig frittiert oder etwa auch Konserven mit in Öl eingelegten Gemüsen kauft, bei dem fällt schnell etwas mehr an. Das Problem hat auch BAYERN 1 Hörerin Gertraud Modlmaier aus Fürstenfeldbruck. Sie isst gerne Antipasti aus dem Glas und am Ende weiß sie nicht so recht, wohin mit dem übriggebliebenen Öl. 

Auf gar keinen Fall sollten Sie altes Pflanzenöl oder andere, nicht mehr zu verarbeitenden Fette, im Ausguss oder über die Toilette entsorgen (Was darf nicht in die Toilette: Darf ich Haushaltspapier im Klo entsorgen?). Darüber freuen sich nur professionelle Rohrreiniger, die dann für teures Geld Ihren Abfluss wieder freimachen – und Ratten! Ja, denn die so entstehenden Ablagerungen im Kanal dienen als Nahrungsquelle für allerlei Ungeziefer. Aber zu viel Fett und Öl setzt nicht nur den Rohren zu, sondern auch den Kläranlagen – wo es für Arbeit sorgt und die Betriebskosten der Anlage erhöht:

„Es entsteht nämlich zum Beispiel der sogenannte ‚Blähschlamm‘. Dieser Schlamm in der Kläranlage schwimmt auf dem Wasser und sinkt nicht, wie der normale Klärschlamm, auf den Boden des Klärbeckens ab. Es ist ein erhöhter Betriebsaufwand erforderlich, diesen Schlamm zu behandeln.“

Martin Meier, Leiter Kreislaufwirtschaft vom Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU) in Augsburg

Dabei gibt es viel bessere Wege, Speisefette und -öle im Haushalt zu entsorgen. Unter Umständen eignen sie sich sogar noch zur Herstellung von Kosmetika und Reinigungsmitteln. In jedem Fall haben sie ein hohes Energiepotenzial. Tierische und pflanzlichen Fette sowie Speiseöle sind energiereich und lassen sich bei getrennter Sammlung gut stofflich oder energetisch verwerten. 

Wohin mit altem Frittieröl?

Natürlich lassen sich auch Ölreste aus Gläsern mit eingelegten Oliven oder Gemüse eventuell nochmal für ein Salatdressing verwenden, aber oft fällt so viel an, dass es mit der „Zweitverwertung“ schwierig wird. Größere Mengen, zum Beispiel aus der Fritteuse, können immerhin zusammen mit dem Restmüll in Müllverbrennungsanlagen noch energetisch genutzt werden. „Als Behältnisse bieten sich aber beispielsweise auch leere Einweg-Kunststoffflaschen an“, schlägt Martin Meier vom LfU vor. „Die Restmülltonne ist bei flüssigen Fetten oder Ölen auf jeden Fall der bessere Weg.“ Ob Speiseöle und Fette eventuell auch in die Biotonne gegeben werden können, regeln die Abfallsatzungen der jeweilig zuständigen Kommunen in Bayern. 

Was ist ÖLI? 

Über 70 Landkreise und kreisfreie Städte bieten mittlerweile eine Entsorgung über ein Tauschsystem an den Wertstoffhöfen an. Dem Landesamt für Umwelt in Augsburg werden mittlerweile immerhin 1.000 Tonnen pro Jahr für ganz Bayern gemeldet. Die ÖLI-Initiative gibt es jedoch nur im südlichen und östlichen Bayern. 

Dahinter steckt eine Arbeitsgemeinschaft, die „ARGE Energie & Treibstoff aus Fett – Bayern“, mit Sitz in Oberding, die auch in Österreich und Südtirol Speisefette sammelt und verwertet. In Bayern wird das über den privaten Entsorger „Berndt GmbH“ abgewickelt, der sich auf die Aufbereitung und Wiederverwertung von Speiseresten und tierischen Nebenprodukten spezialisiert hat. 

Im Landkreis Erding gibt’s die ÖLI-Initiative schon lange, sagt Andreas Neumaier, Leiter Abfallwirtschaft: „Wir haben 2007 an zwölf Recyclinghöfen mit einem Testbetrieb begonnen. Das ist relativ gut angekommen bei den Leuten und seit knapp zehn Jahren haben wir das an allen Recyclinghöfen im Landkreis Erding.“ 5.600 gelbe ÖLI-Eimer werden allein im Landkreis Erding ausgegeben. Etwa ein Viertel aller Haushalte sind dabei. Jährlich fallen 13 Tonnen alte Speisefette und –öle allein im Landkreis Erding an. „Man zahlt den einmaligen Pfandbetrag von einem Euro. In jedem Rathaus oder bei uns im Landratsamt bekommt man einen leeren Eimer“, erklärt Andreas Neumaier das Tauschsystem, „drei Liter passen da rein. Den kann man voll an jedem Recyclinghof zurückgeben und bekommt dafür wieder einen leeren Eimer zurück.“ Der Eimer wird dann am Wertstoffhof abgeholt, geleert und gereinigt, kann also im System immer wieder verwendet werden. Wer den ÖLI-Eimer nicht mehr braucht, bekommt den Euro wieder zurück.

Was mache ich, wenn ich keine ÖLI-Initiative im Landkreis habe?

Wer auch gerne ein ähnliches System bei sich im Landkreis haben möchte, kann mal nachhaken. Üblicherweise beim Referat in der Kommune oder im Landratsamt, das für die Abfallentsorgung zuständig ist und das die Wertstoffhöfe betreibt. „An die kann man diese Idee herantragen,“ sagt Martin Meier vom LfU in Augsburg, „letztendlich muss dann der Landrat oder der Bürgermeister das mitentscheiden und mittragen.“

Pflanzenöl und Speisefett-Sammelinitiative: „Jeder Tropfen zählt!“

Auch in Mittelfranken wird derzeit (schon weit fortgeschritten) die Sammelinitiative „Jeder Tropfen zählt!“ getestet. Das Pilotprojekt läuft in etwa 60.0000 Haushalten von acht ausgewählten Kommunen: 

„Momentan sammeln wir im Rahmen eines von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt geförderten Nachhaltigkeitsprojektes in Stadtteilen von Erlangen und Fürth. Sowie in unserem Heimat-Landkreis Roth. Die Perspektive ist aber wirklich gut für die Zukunft. In Thalmässing sitzt nämlich auch die Firma Altfettrecycling Lesch, die mit ihrer Recycling-Anlage Speisefette und Speiseöl entsprechend aufbereitet.“

Geschäftsführer Hubert Zenk, Sammelinitiative ‚Jeder Tropfen zählt!‘ MIttelfranken

Bei „Jeder Tropfen zählt!“ wird altes Pflanzenöl und Speisefett nicht über die Wertstoffhöfe, sondern über Sammelstationen wieder in den Kreislauf geholt. Die sind hellgrün und stehen – strategisch günstig – meist in der Nähe von Supermärkten oder Wertstoffinseln. „Diese Sammelstationen sind – und das ist ein Kernelement der Sammlung – rund um die Uhr zugänglich“, sagt Hubert Zenk, „wir haben also keine Abhängigkeit von irgendwelchen Öffnungszeiten. Wir müssen keinen Umweg machen, um wieder diese Fette abzugeben und neue Leer-Behälter zu bekommen.“ Es ist also ganz einfach, mitzumachen. Gesammelt wird in 1,2 Liter grünen Pfandflaschen, die dann an den Sammelstationen zurückgegeben und gegen eine leere ausgetauscht werden können. „Jeder Tropfen zählt!“ hat auch bereits Kontakt zu anderen kommunalen Trägern in Bayern, aber auch in Baden-Württemberg. Langfristig ist geplant, die Initiative weiter auszubauen. 

Website der Sammelinitiative jedertropfenzaehlt.de

Wofür werden alte Speisefette wiederverwertet?

Alter Frittieröl leistet in Biogasanlagen gute Dienste.

In Biogasanlagen oder auch Faultürmen von Bio-Kläranlagen können diese alten Speisefette sehr gut stofflich verwertet werden. Aber natürlich auch in Anlagen zur Herstellung von Bio-Heizstoffen oder -Kraftstoffen, sagt Martin Meier vom LfU: „Es gibt aber auch die Möglichkeit der stofflichen Verwertung in Anlagen zur Herstellung von Biokraftstoff oder Bio-Heizstoffen.“ Auch ein direkter Einsatz in als Blockheizkraftwerk ausgelegten Motoren, mit Stromerzeugung und möglichst umfassender Wärmenutzung, ist möglich. 

Auch bei „Jeder Tropfen zählt!“ legt man Wert auf eine regionale und damit auch ökologisch sinnvolle Verwertung: „Bei uns gehen die Öle vor allem an die mittelständische Biodieselindustrie, vorwiegend in Süddeutschland“, sagt „Jeder Tropfen zählt!“-Geschäftsführer Hubert Zenk. „Das wirklich Besondere an diesem Biodiesel aus genutzten Speiseölen ist die Reduzierung unserer Treibhausgasmissionen. Denn durch die Doppelnutzung dieses Rohstoffs in der Pfanne als erstes und dann im Tank erreichen wir im Vergleich zu herkömmlichem Diesel eine um über 90 Prozent bessere CO2-Bilanz. Und diesen Rohstoff müssen wir natürlich unbedingt nutzen.“ Der schöne Nebeneffekt: Dieses alte Pflanzenöl kann dann das umstrittene Palmöl ersetzen, welches sehr oft in unserem Biodiesel drin ist.

Weiterführende Links und Quellen zur Entsorgung von Frittieröl

Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz: Abfallratgeber Bayern

Umweltforschungsplan des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit: Entwicklung von Instrumenten zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen (pdf)

Ifeu-Institut Heidelberg und Öko-Institut Darmstadt: Stoffstrommanagement von Biomasseabfällen mit dem Ziel der Optimierung der Verwertung organischer Abfälle (pdf)

Öli: oeli.bayern.de

Pressemeldung: Altspeisefettsammlung „Jeder Tropfen zählt“ nun bald auch in Baiersdorf

Die Stadt Baiersdorf wird ab Mai 2021 an dem Projekt „Jeder Tropfen zählt“ teilnehmen. Mit der Sammlung von Altspeisefetten und –ölen aus Privathaushalten sollen u. a. die öffentlichen Kanal- und Abwassersysteme geschützt und ein wertvoller nachhaltiger Rohstoff zur Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen genutzt werden. Aus den Altfetten und -ölen der Baiersdorfer Bürgerinnen und Bürger wird Biodiesel mit einer über 90 % besseren CO²-Bilanz als konventioneller Diesel hergestellt.

Für das Projekt werden an jeden Haushalt in Baiersdorf ein 1,2 Liter fassender Sammelbehälter und ein Informationsflyer Mitte/Ende Mai verteilt. Die Behälter sind ansprechend gestaltet, wertig und leicht handhabbar, hitzeresistent und haben eine Füllstandanzeige, sowie eine Beschriftung zur Handhabung und sind sogar mit Blindenschrift versehen.

Ab Mai können die vollen Behälter an dauerhaft zugänglichen Sammelautomaten in Baiersdorf abgegeben und direkt gegen leere Behälter ausgetauscht werden. Dadurch kann jede und jeder Baiersdorfer Bürgerin und Bürger leicht an dem Projekt teilnehmen und mit sammeln.

Bereits seit Ende 2018 sind schon Sammelautomaten in Erlangen, Fürth und im Landkreis Roth zu finden. Das Konzept wurde von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördert. Seit November 2018 sammelt „Jeder Tropfen Zählt“ bereits in drei Stadtteilen Erlangens, einem Stadtteil in Fürth und in fünf Gemeinden im Landkreis Roth genutzte Speiseöle aus ca. 27.000 Privathaushalten. Das erste Pilotprojekt lief bis März 2020 und die Sammlung soll nun sukzessive ausgeweitet werden. 

Dabei werden, wie oben beschrieben, Sammelbehälter an die Bürger verteilt, die an 24/7 zugänglichen Sammelautomaten direkt gegen Leere ausgetauscht werden können. Die Sammelbehälter stehen dabei an den Ver- und Besorgungswegen der Bürger/innen, häufig bei Supermärkten. So ab Mai auch in Baiersdorf bei den beiden örtlichen REWE und EDEKA Märkten. 

Es zeigt sich immer mehr:  Die Menschen machen mit und das Sammelsystem funktioniert, so dass bei einer Ausweitung der Sammlung sehr gute Sammelergebnisse zu erwarten sind. Gestützt wird diese positive Erwartung, durch die bereits erreichten Sammelmengen. 

Im zweiten Sammlungsjahr konnten bereits fast 500 Gramm pro einbezogenem Bürger gesammelt werden. Auch deshalb haben die Städte Erlangen und Fürth eine Ausweitung der Sammlung auf die gesamten Stadtgebiete beschlossen und auch der Landkreis Roth sterbt eine Ausweitung der Sammlung auf das gesamte Kreisgebiet an.

Weitere Informationen zur Verteilung zu den Sammelstellen finden Sie hier.

Weitere Informationen zur Sammlung bei:

Jeder Tropfen Zählt GmbH 
Hubert Zenk
Äußere Nürnberger Str. 1, 91177 Thalmässing
Telefon: 09173-79415519
E-Mail: hubert.zenk@jedertropfenzaehlt.de

Fürth und Erlangen machen es vor: Großstädte weiten nach Pilotprojekt die Sammlung von alten Speisefetten aus – Landkreis Roth überlegt noch

Bild: Am Rewe-Markt in Thalmässing steht der Rennerunter den 21 Sammelautomaten von „Jeder Tropfen zählt“. Im Schnitt dauert es nur knapp 20 Tage, bis die 196 leeren Sammelbehälter im Automaten komplett getauscht worden sind. Das bedeutet, pro Tag werden etwa zehn Behältnisse abgegeben. 

Wie viel Geld darf das Recyceln von altem Speisefett und -ölen in Privathaushalten den Bürger kosten? Bericht im Donaukurier/Hilpoltsteiner Kurier vom 23.07.2020

Im Wesentlichen um diese Frage hat sich jüngst eine Debatte im Kreisausschuss für Klimaschutz, Umwelt, Wirtschaft und Regionalentwicklung gedreht. Der Landkreis Roth muss sich nämlich demnächst entscheiden, ob er den Pilotversuch „Jeder Tropfen zählt“, der von Ende 2018 bis zum Frühjahr 2020 in den Kommunen der ILE Jura-Rothsee gelaufen ist, für den gesamten Kreis als Teil der Müllentsorgung übernimmt. 

Die auf das Recycling von Altfett spezialisierte Firma Lesch aus Thalmässing hat diesen Pilotversuch mit finanzieller Förderung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) in den Städten und Gemeinden der ILE – das sind Allersberg. Greding, Heideck, Hilpoltstein und Thalmässing – sowie in Teilen von Fürth und Erlangen durchgeführt. Die beiden Großstädte haben bereits beschlossen, die flächendeckende Sammlung von gebrauchten Altspeisefetten und -ölen weiterzuführen. Im Landkreis Roth gibt es noch keine Entscheidung – wohl aber die Informationen, die Kevin Nißlein, der Sachgebietsleiter für Abfallangelegenheiten, im Ausschuss vorstellte. 

Und da geht es vor allem ums Geld. In zehn Jahren, so die Berechnung der Firma Lesch, kämen Kosten in Höhe von rund 1,2 Millionen Euro auf die Bürger zu. Klingt viel, immerhin 120000 Euro pro Jahr. Enthalten wären darin die Versorgung aller Haushalte im Landkreis mit den kleinen, 1,2 Liter fassenden Sammelbehältern sowie das Aufstellen von bis zu 26 zentralen Sammelautomaten. Zu teuer sei das, befand Kreisrat Reinhard Schmidpeter (AfD) in der Ausschusssitzung, die Mehrkosten seien den Bürgern nicht zuzumuten. 

Es handle sich um etwa 15 Cent Mehrkosten im Monat für eine 80-Liter-Tonne, hält Hubert Zenk dagegen, der zuständige Projektleiter bei der Firma Lesch. „Ich glaube, wenn ich die teilnehmenden Bürger frage, ob es das ihnen wert ist, würden die allermeisten mit Ja antworten. “ Als Wirtschaftsunternehmen könne man die Sammlung nicht einfach kostenfrei bewerkstelligen, doch habe er erst einmal „vorsichtig kalkuliert“. Sprich: Vielleicht ist bei den angesetzten Kosten das letzte Wort noch nicht gesprochen. 

Denn letztlich könne man über viele Dinge noch reden, Details müssten ausgehandelt werden, so Zenk. Beginnend mit der Frage, ob wegen der Sammlung bei solch einem Volumen eine Ausschreibung erfolgen müsse, schließlich investiert die öffentliche Hand. Auch die Frage, ob die Vertragsdauer von zehn Jahren überhaupt rechtens sei, sei noch nicht endgültig geklärt. Diesen Zeitraum habe man angestrebt, um die relativ hohen Investitionskosten über eine vergleichsweise lange Frist wieder hereinzubekommen, erklärt Zenk. Das Pilotprojekt sei zu Ende, sagt er auch. Die anschließenden Prozesse dauerten eben eine Weile. Ziel sei es, einen Mustervertrag aufzusetzen, der solche Fragen rechtssicher beantwortet. „Wir sind da auch noch Lernende“, sagt Zenk, „das geht nicht von heute auf morgen. „

Ebenfalls offen ist die Frage der Verteilung der Sammelbehältnisse. Verschiedene Varianten sind im Pilotversuch ausprobiert worden. Mit eindeutigem Ergebnis: Wenn die Leute die Gefäße – wie in Hilpoltstein – nicht nach Hause geliefert bekommen, dann wirkt sich das entscheidend auf ihre Sammelleidenschaft aus. In Thalmässing etwa haben die Verbraucher fast zweieinhalb Mal so viel gesammelt wie in der Burgstadt, selbst die Großstadt Fürth schnitt noch mehr als doppelt so gut ab – dort haben seinerzeit Mittelschüler die grünen Behälter verteilt. In Hilpoltstein mussten die Menschen ins Rathaus, um ein Gefäß zu bekommen. „Das funktioniert nicht“, bilanziert Zenk. Also überlege man nun, über Ortssprecher oder Zeitungsausträger das erste Gefäß an den Mann und die Frau zu bringen. Je nach Art der Verteilung fallen aber unterschiedliche Kosten an. „Das sind alles Dinge, die noch nicht geklärt sind“, versucht der Projektleiter, Gegnern der Erweiterung im Kreis Roth den Wind aus den Segeln zu nehmen. 

Und er holt das Ass aus dem Ärmel: den Umweltschutz. Aus gebrauchtem Bratfett oder dem Öl von eingelegten Oliven, auch aus verdorbener oder abgelaufener Butter oder Margarine kann nämlich Biokraftstoff hergestellt werden. Auch in der Kosmetikindustrie findet der Stoff Verwendung. 1,2 Liter Altspeisefett – das ist das Volumen eines Sammelbehälters – lassen sich nach Firmenangaben im Verlauf des Upcylingprozesses zu einem nachhaltigen Biokraftstoff veredeln, mit dem ein Auto rund 20 Kilometer zurücklegen kann. 

Die Sammlung ähnlich wie beim Altglas trägt entscheidend dazu bei, die Menschen zu motivieren, ihr altes Fett in den Behälter zu gießen. Im vergangenen Jahr wurden bei den ILE-Gemeinden rund 15,5 Tonnen gesammelt. In den bisherigen Abgabestellen, etwa den Wertstoffhöfen des Kreises Roth, dem Kreisbauhof in Abenberg oder verschiedenen Kläranlagen, wurden dagegen lediglich 4,5 Tonnen abgegeben – obwohl dort weit mehr Menschen leben und das Thema durch das Lesch-Projekt mehr Aufmerksamkeit erfahren hat. Zuvor waren es landkreisweit, also auch mit den ILE-Kommunen, insgesamt rund 4 Tonnen gewesen. „Ich will nicht 4, ich will 80 Tonnen sammeln“, bekräftigt Hubert Zenk, „das ist das große Ziel. “ Es sei ein ehrgeiziges Ziel, die Fett-Sammelmenge innerhalb von fünf Jahren von 30 auf mehr als 650 Gramm pro Kopf zu steigern. Doch nur so werde ein wirklicher Effekt für die Umwelt erzielt – neben der Reduzierung von CO2 führt Zenk auch an, dass Abwassersysteme geschont würden. „Wenn wir es gescheit machen wollen, dann so – oder gar nicht. “ 

Insgesamt sei das System einfach zu gut, um es nicht voranzutreiben, wirbt der Projektleiter für seine Herzenssache. Das sähen auch Leute so, die außerhalb der ILE-Kommunen im Landkreis Roth wohnten. „Ich kriege mit, dass viele Leute bei uns anrufen, weil sie auch die Behälter wollen“, erzählt Zenk. Nicht nur das: Er führe auch Gespräche mit Landkreisen in ganz Bayern, die interessiert seien. Für Zenk sind die Kosten für den Einzelnen nahezu zu vernachlässigen: „Die Frage ist: Will ich es oder nicht? „

HK/Volker Luff

Erfolg auf der ganzen Linie: Pilotprojekt zum Sammeln von Altfetten aus Privathaushalten kommt an – Präsentation in Berlin wegen Pandemie verschoben

Bericht im donaukurier vom 12.05.2020: Mit einem lachenden und einem weinenden Auge blickt Hubert Zenk, Projektleiter beim Thalmässinger Recyclingunternehmen Lesch derzeit auf den Abschluss der Pilotphase der Altfett-Sammelaktion in privaten Haushalten.

Lachen kann er, da „Jeder Tropfen zählt“ bislang alle Erwartungen übertroffen hat. Und gute Chancen besitzt, mittelfristig von der Marktgemeinde Bayern und Deutschland zu erobern. Nach Heulen zumute ist ihm jedoch, da der Erfolg nicht ansprechend gefeiert werden kann. Bei der „Woche der Umwelt“ wäre die Firma Lesch als Aussteller auf dem Gelände von Schloss Bellevue vertreten gewesen, dem Amtssitz des Bundespräsidenten in Berlin. Abgesagt. Verschoben aufs nächste Jahr. 

Doch auch, dass die Ergebnisse derzeit nicht in großem Rahmen vorgestellt werden können – der bayerische Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) hatte schon zugesagt, nach Thalmässing zu kommen -, kann Zenk letztlich die Laune nicht verhageln. Denn das anvisierte Jahresziel der Sammlung von Altfett in Privathaushalten hat die Erwartungen sogar übertroffen. Rund 60000 Leute aus Teilen von Fürth und Erlangen sowie den Gemeinden der ILE Jura-Rothsee – Allersberg, Greding, Heideck, Hilpoltstein und Thalmässing – haben sich beteiligt. Nach Fürth hat auch der Erlanger Stadtrat für die Ausweitung der Sammlung aufs gesamte Stadtgebiet beschlossen, im Rother Kreistag ist dies Thema. 

Denn das Sammeln und Wiederverwerten von altem Speiseöl und -fett hat gleich mehrere Vorteile. So besteht dadurch nicht mehr die Gefahr, dass diese einfach in den Ausguss gekippt werden. Denn dort setzen die den Rohrleitungen zu: Auf dem Weg ins Kanalsystem erkalten diese anfangs oft flüssigen Fette, vermischen sich noch mit Essenresten und Papier und verklumpen. Wenn sich diese Masse im Kanal erst einmal abgelagert hat, ist es schwierig, sie wieder zu entfernen. 

Zudem sind diese Öle und Fette ein wertvoller Rohstoff. Nach einem Reinigungsverfahren kommen gebrauchte tierische Fette und Pflanzenöle vor allem bei der Herstellung von Biodiesel zum Einsatz, aber auch in der Industrie als Schmierstoffe und bei der Herstellung von Kosmetika finden sie Verwendung. Angesichts der CO2-Bilanz etwa durch die Verwendung als Kraftstoff hat das Thalmässinger Projekt Furore gemacht. Ob die Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD), oder ihre Kollegin Julia Klöckner (CDU), zuständig für die Landwirtschaft : Sie alle kennen laut Projektleiter Zenk das Projekt. Insgesamt seien „alle Bundes- und Landespolitiker begeistert“. Schön. Sehr schön sogar. Jedoch: Die müssen dafür letztlich nicht in die Tasche greifen, die Abfallbeseitigung obliegt nämlich den Kommunen und Landkreisen. Das ist nämlich die Nagelprüfung, so Zenk: „Die Frage ist: Halte ich es für sinnvoll, will ich das? „

Fürth und Erlangen haben diese Frage schon für sich entschieden, die Kosten werden hier in die Abfallgebühren integriert. „Ich bin guter Dinge, dass wir unser System Schritt für Schritt in die Fläche bringen“, sagt Zenk. Ein paar Dinge müssten noch ausgearbeitet werden, vor allem rechtliche Aspekte wie die Frage, ob vor der Installation des Systems eventuell eine Ausschreibung nötig ist. Als nächstes könnte der Landkreis Roth an der Reihe sein. Doch erhalte er auch Anrufe aus weit entfernten Regionen, erzählt der Projektleiter stolz. 

Sein großes Plus ist die Akzeptanz bei den Menschen, die das System und die Behälter kennen, die kein Schmuddelimage verbreiten und leicht zu handhaben sind: Keiner, der schon einmal mitgemacht habe, „will es wieder hergeben“, sagt Zenk. Zudem bekomme man einfach „ein gutes Gefühl“, wenn man Ölreste aus der Fritteuse fachgerecht entsorgt. HKUnterstützung für sein Bauchgefühl – und Reaktionen aus dem Bekanntenkreis – erhält Hubert Zenk aus den Reihen der Wissenschaft: Andreas Kunert hat im Rahmen seines Studiengangs Umweltsicherung an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf das Pilotprojekt begleitet und seine Bachelorarbeit darüber geschrieben. Er kommt darin zu dem Schluss: „Das Pilotprojekt sollte nicht nur im Hinblick auf die aktuelle Klima- und Umweltschutzdebatte definitiv weiterverfolgt werden. Auch die Bevölkerung in den Einzugsgebieten ist an der Weiterführung sehr interessiert. „

Das Volumen eines Sammelbehälters, das im heimischen Regal steht, beträgt 1,2 Liter. Aus dieser Menge wird im Verlauf des Upcylingprozesses einnachhaltiger Biokraftstoff gewonnen, mit dem ein Auto rund 20 Kilometer zurücklegen kann. Das gesamte Treibhausgas-Minderungspotenzial einer bayernweiten Sammlung liegt laut Zenk bei mehr als 26000 Tonnen CO2 pro Jahr. „Mit dieser Menge würde ein spürbarer Beitrag zur Minderung der Treibhausgase und damit zum Erreichen der Klimaschutzziele der Bundesregierung im Verkehr geleistet. “ Anfragen nicht nur aus Bayern, sondern aus dem gesamten Bundesgebiet stimmen Zenk zuversichtlich, das System in den nächsten Jahren deutlich ausweiten zu können: „Wir sind überzeugt mit unserer Initiative ein bayern- und deutschlandweites Sammelsystem etablieren zu können, um damit einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung in Deutschland zu leisten. „

Zu guter Letzt könnte das Sammeln der Speiseöle aus Privathaushalten langfristig ein zweites Standbein für das Thalmässinger Recyclingunternehmen werden. Denn derzeit ist es von der Corona-Krise stark betroffen. Die Firma Lesch verdient ihr Geld sehr erfolgreich mit dem Sammeln vor allem in gastronomischen Betrieben, die seit langer Zeit gesetzlich dazu verpflichtet sind, die sogenannten UCO (Used Cooking Oil) zu sammeln und recyceln zu lassen. Doch wenn die Gaststätten allesamt geschlossen sind, fällt diese Einnahmequelle weg. „Ich schätze, wir haben 80 bis 90 Prozent weniger“, erzählt Zenk. Man müsse eine „große Durststrecke überstehen“, die Firma habe Kurzarbeit angemeldet. HK – Volker Luff

Altfettentsorgung: Pilotprojekt verlief äußerst erfolgreich

Bericht aus den Erlanger Nachrichten vom 5.05.2020.

Erlangen. „Jeder Tropfen zählt“ – das soll auch weiterhin so sein. Mehr noch. Der Stadtrat hat jetzt eine flächendeckende Weiterführung der Sammlung von Altspeisefetten und -ölen aus Privathaushalten beschlossen und damit auch eine Ausweitung des Projekts auf das ganze Stadtgebiet. Die Sache ist zweifelsohne ein wichtiger Beitrag zur Schonung der Ressourcen und nicht minder zum Umwelt- und Klimaschutz. Vorerst läuft das Ganze kommunal, später bayernweit und soll schließlich schrittweise außerhalb Bayerns ausgeweitet werden, soweit Besten der Firma Altfettentsorgung und – recycling Lesch GmbH & Co. KG aus Thalmässing im Landkreis Roth.

Die Pilotphase ging Ende März zu Ende. Die Resonanz des Projekts in Erlangen ist bislang „äußerst positiv“, und der Zuspruch der Bürgerinnen und Bürger in den beteiligten Stadtteilen „sehr hoch“, resümiert die Verwaltung. Vor der Pilot-Sammlung hatten die Bürger lediglich die Möchlichgkeit , ihre alten Speisefette und -öle an der Umladestation im Hafen loszuwerden. Das einfache Sammelsystem des Lesch-Projekts bietet dagegen den Haushalten eine relativ einfache und praktikable Lösung, um genutzte Speiseöle und -fette zu entsorgen – ohne dabei irgendwelche Öffnungszeiten beachten oder eine weite Anfahrt zu einem Wertstoffhof auf sich nehmen zu müssen.

Drei Stadtteile ausgewählt

Gesammelt wurde neben der Stadt Erlangen auch im Landkreis Roth und in der Nachbarstadt Fürth. Über 20 Monate lief der Feldversuch. In Erlangen wurden dafür die Stadtteile Röthelheimpark, Röthelheim und die Sebaldussiedlung ausgewählt. Insgesamt waren hier etwa 7700 Haushalte seit November 2018 an der Aktion beteiligt. Sieben Sammelautomaten wurden aufgestellt und spezielle 1,2-Liter-Behälter verteilt – die EN berichteten. Die Sammelmengen, die in den ersten vier Monaten diesen Jahres im gesamten Projektgebiet zusammengekommen sind, liegen rund 45 Prozent über denen des Vorjahres. „In erlagen lag die Steigerung sogar noch höher. Die Sammelmenge konnte in diesem Zeitraum von 1373 kg auf 2100 kg erhöht werden“, teilte die Firma Lesch it. Und das lässt künftig weitere gute Mengen erwarten.

Bei dem Pilotprojekt wurde letztlich eine Sammelmenge von 0,29 kg pro Einwohner/Jahr erreicht. Machen die Erlanger Bürger weiter so gut mit, wird eine Steigerung auf eta 0,65 kg pro Jahr und Einwohner vorausgesagt. Erreicht man dieses Ziel bis 2020, „wäre mit einer Einsparung von jährlich 205 920 kg CO2 zu rechnen“, so die Verwaltung.

Nachhaltiger Biokraftstoff

Natürlich hat das alles auch einen wirtschaftlichen Aspekt: Die Firma Lesch recycelt die alten Fette und Öle und verarbeitet sie großenteils zu Biodiesel. Aus einem dieser 1,2-Liter-Behälter mit Altspeisefett wird im Verlauf des „Upcyclingprozesses“ ein nachhaltiger Biokraftstoff gewonnen, mit dem ein Pkw etwa 20 Kilometer zurücklegen kann.

Zum Abschluss der Pilotphase gab es gute Noten: Die Initiatoren der Pilotsammlung, die von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördert worden ist, stellten in ihrem Abschlussbericht fest: „Die Pilotsammlung war sehr erfolgreich. Das Sammelsystem funktioniert.“ Die Abschlußveranstaltung war für den 30. April geplant, musste aber wegen Corona verschoben werden. Ein neuer Termin steht noch nicht fest.

Rainer Wich

„Woche der Umwelt“ 2020: Jeder Tropfen zählt als Aussteller ausgewählt

Rund 190 Aussteller werden bei der „Woche der Umwelt“ am 9. und 10. Juni im Park von Schloss Bellevue innovative Ideen und Projekte rund um die Themen Umweltschutz und Nachhaltigkeit präsentieren, diskutieren und die damit verbundenen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Chancen in den Fokus der Öffentlichkeit rücken. 

Mit dabei: Unser Projekt zur Haushaltssammlung von Altspeisefetten „Jeder Tropfen zählt“.

Qualität, Innovation und Modellhaftigkeit Auswahlkriterien 

Vielfalt und Digitalisierung besonders im Blick.“ Beachtet habe die vom Bundespräsidialamt berufene Expertenjury bei der Auswahl der Aussteller besonders die Qualität, das Innovationspotenzial und die Modellhaftigkeit der Projekte. Das einzelne Vorhaben sollte ein hohes gesellschaftliches, technisches und wirtschaftliches Umsetzungspotenzial haben. Davon können sich auch in diesem Sommer am ersten Tag dieser besonderen Umweltmesse mehrere Tausend geladene Experten und Gäste überzeugen. Darunter werden bei der Woche der Umwelt 2020 insbesondere viele junge Leute sein. Am zweiten Veranstaltungstag öffnet die große Umweltschau ihre Tore auch für die interessierte Öffentlichkeit zu einem „Publikumstag“. 

Über 90 Fachforen mit rund 300 Experten geplant 

Den Park von Schloss Bellevue werden die 190 Aussteller nutzen, um sich auf fast 4.000 Quadratmetern zu den Fachthemen innovative Umwelttechnik, Energieeffizienz und Ressourcenschutz, Klimaschutz, Energiewende, Bildung, Naturschutz, Digitalisierung, Gewässerschutz, Bodenschutz, Flächenverbrauch, Biodiversität, Mobilität und Verkehr sowie Bauen und Wohnen zu präsentieren.

In den einzelnen Pavillons finden Projektpräsentationen statt. Parallel dazu wird es ein breites Veranstaltungsprogramm geben: Auf der Hauptbühne werden Spitzenvertreter aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft zu einer ökologisch-sozialen Gesellschaft, zum lokalen und globalen Schutz der Artenvielfalt, zu Umweltkommunikation zwischen Qualität und Populismus oder zu Visionen für ein gutes und generationengerechtes Leben in der Zukunft diskutieren. Ergänzend und für die noch detailliertere Diskussion werden im weiteren Bühnenprogramm und in über 90 Fachforen die wichtigen und aktuellen Entwicklungen in der Klima-, Umwelt- und Naturschutzdiskussion aufgegriffen und mit rund 300 Experten diskutiert.

Weitere Informationen unter www.woche-der-umwelt.de

Focus Magazin 05/2020: 77 Initiativen und Ideen für Klima und Umwelt

Will der Mensch die Erderwärmung stoppen, muss er sich beeilen. Das FOCUS Magazin stellt in seiner Ausgabe 05/2020 Menschen und Projekte vor, die dabei helfen können. Mit dabei: Unser Projekt zur Haushaltssammlung von Altspeisefetten.

Zitat:

76. Bio-Diesel aus der Bratpfanne
Altes Fett ist ein wertvoller Rohstoff. Landet es im Ausguss, verstopft es jedoch die Kanalisation. Der fränkische Entsorger Lesch GmbH erprobt ein Konzept zur Sammlung und Nutzung gebrauchter Speiseöle aus Privathaushalten.

Quelle: Focus Online

Direkt zum Beitrag auf Focus Online:
https://www.focus.de/perspektiven/nachhaltigkeit/wissen-77-initiativen-und-ideen-fuer-klima-und-umwelt_id_11587669.html

Fürth: Altfettsammlung wird ausgedehnt

Wie geschmiert läuft die Altölsammlung auf der Hardhöhe. Die vielen Haushalte in der Umgebung und die große Unterstützung – unter anderem durch Soldnerschüler beim Verteilen der Sammelflaschen – haben zum Erfolg beigetragen. Foto: Hans-Joachim Winckler

FÜRTH – 3,7 Tonnen altes Fett und Öl aus Privatküchen haben 8545 Bewohner der Hardhöhe innerhalb eines Jahres zum Recycling für Biodiesel gesammelt.

Die gute Resonanz auf das von der Bundesstiftung Umwelt geförderte Pilotprojekt der Firma Lesch aus Thalmässing ermutigt die Stadt, die Sammlung nach dem Auslaufen der Förderung im März nächsten Jahres auszudehnen.

Die Zahl der Sammelcontainer soll die nach den Worten von Projektentwickler Hubert Zenk von bislang vier auf 20 bis 22 erhöht werden. Gemeinsam mit der städtischen Abfallwirtschaft entwickelt das Recyclingunternehmen jetzt ein Erweiterungskonzept. Vier bis sechs Monate, schätzt Zenk, wird die Vorbereitung dauern.

Weil das Recycling von kleinen Haushaltsmengen im Gegensatz zur Großsammlung in der Gastronomie laut Zenk nicht kostendeckend ist, muss die Kommune nach dem Wegfall der Bundesförderung für die Finanzierung über die Abfallgebühren sorgen. Allerdings werden Abwasserkanäle und Kläranlage von Verunreinigungen durch Fett im Abwasch verschont, die teure Wartungsarbeiten zur Folge haben.

Dass sich die Sammlung als Beitrag zum Umweltschutz lohnt, steht für den Projektentwickler fest. Rund 450 Gramm Altfett sind im ersten Versuchsjahr durchschnittlich pro Kopf des Teilnehmerkreises zusammengekommen. „An Wertstoffhöfen werden pro Anlieferer jährlich nur etwa 60 Gramm abgegeben“, sagt Zenk. Übertrumpft wurde Fürth bislang nur von Thalmässing, wo die Firma Lesch ihren Heimvorteil nutzen konnte und durchschnittlich 500 Gramm Altfett je Projektteilnehmer gesammelt hat.

Am Pilotprojekt beteiligt sind außerdem die Stadt Erlangen sowie die Rother Landkreisgemeinden Heideck, Hiltpoltstein, Allersberg und Greding. Alle zusammen haben seit Ende November 2018 über 19 Tonnen Altfett dem Recycling zugeführt. Im Durchschnitt waren es 350 Gramm pro Teilnehmer.

Möglichkeiten einer Versuchsausweitung werden derzeit auch für Erlangen und den Fürther Landkreis ausgelotet, sagt Zenk. Im Landkreis ist, wie berichtet, bereits Interesse an einer Projektteilnahme laut geworden. Die Förderrichtlinien sahen jedoch nur die Beteiligung eines Landkreises vor.

Fürth wird auf jeden Fall Vorreiter bei der Verstetigung der Altfettsammlung sein. Und die bisherigen Erfahrungen in der Kleeblattstadt haben zudem gezeigt, dass es nicht so sehr auf die Anzahl der Sammelcontainer ankommt, als vielmehr auf die günstige Lauflage und eine möglichst augenfällige Werbung für das Angebot. Während der Container in der Soldnerstraße gut frequentiert war, entwickelte sich die Sammlung am Scherbsgrabenbad nur schleppend.

Die mit Sensoren, Funk und Alarmanlagen ausgestatteten Sammelcontainer melden automatisch den Füllstand und Funktionsstörungen an das Recyclingunternehmen. Dieses setzt dann den Entleer- oder Reparaturservice in Gang. Bislang ist es zu keinen größeren Ausfällen gekommen. Auch Vandalismus ist Fehlanzeige. Wohl aber werden immer wieder fremde Behälter mit altem Speisefett vor Containern abgestellt.

Diese aber nehmen nur spezielle Sammelflaschen aus Kunststoff an, die zuvor an die Teilnehmer des Pilotprojekts verteilt worden sind. Beim Einwurf einer vollen Flasche wird eine leere ausgegeben. 1,2 Liter fassen die mit Schraubverschluss versehenen Sammelflaschen. Neben altem Braten- und Frittierfett kann man hier auch das Öl eingelegter Lebensmittel wie Antipasti einfüllen. Verunreinigungen werden beim Recycling wieder herausgefiltert.

Bewährt hat sich das Projekt auch nach Einschätzung der Stadt Fürth. Es fördere die Kreislaufwirtschaft, indem wertvolle Sekundärrohstoffe wieder in den Produktkreislauf zurückgeführt würden. Ähnliche Sammelsysteme gibt es bereits in anderen Ländern wie Spanien und Österreich, aber auch in Südbayern.

Quelle: Fürther Nachrichten vom 11.12.2019
https://www.nordbayern.de/region/fuerth/altfettsammlung-wird-ausgedehnt-1.9615697

Leuchtturm für den Wirtschaftsstandort

Bild: Die Neubauten der Firma Lesch im Gewerbegebiet beeindrucken die Besucher ebenso wie die innovative Firma selbst. | Foto: CSU Thalmässing

CSU-Ortsverband besichtigt das innovative Recyclingunternehmen Lesch – Informationen über Rohstoff Altfett

Thalmässing (HK) Groß ist das Interesse des CSU-Ortsverbandes Thalmässing beim Besuch des Altfettrecyclingunternehmens Lesch im Gewerbegebiet des Kernorts gewesen.

30 Leute nahmen daran teil. Schließlich gibt es dort einiges zu sehen: Zum einen hat sich das Unternehmen in jüngster Zeit auf einem eigens erschlossenen Areal deutlich vergrößert, zum anderen bestimmt es mit dem Pilotprojekt zum Sammeln von Altspeisefett in Privathaushalten Schlagzeilen in ganz Deutschland.  

In einem beeindruckenden Vortrag zeigte der heutige Firmeninhaber Heiko Lesch den Besuchern auf, wie wertvoll der Rohstoff Altfett ist und wie sich die Firma nach der Gründung durch seinen Vater Willi Lesch rasant entwickelt hat – vom Einzelunternehmer zu einem der größten Arbeitgeber in der Marktgemeinde Thalmässing mit 80 Mitarbeitern. 

Den positiven Eindruck verstärkte Leschs Mitarbeiter Hubert Zenk; der Projektleiter ging ausführlich auf die Aktion „Jeder Tropfen zählt“ ein, die derzeit unter anderem in den fünf Kommunen der ILE Jura-Rothsee erfolgreich läuft. Beeindruckt zeigten sich die Besucher auch von den Neubauten, wo man mit nachhaltigen und umweltschonenden Baustoffen sowie den modernen Arbeitsplätzen ein Zeichen gesetzt hat. Auch wurde beim Bau Wert darauf gelegt, mit regionalen Betrieben zusammenzuarbeiten, um auch hier lange Anfahrtswege zu vermeiden. Die Besucher waren sich einig, dass sich die Gemeinde glücklich schätzen dürfe, einen solch innovativen und aufstrebenden Betrieb am Ort zu haben. 

Bericht aus dem Donaukurier/Hilpoltsteiner Kurier vom 09.08.2019. Quelle: https://www.donaukurier.de/lokales/hilpoltstein/Leuchtturm-fuer-den-Wirtschaftsstandort;art596,4281553

Viel Stoff für die kleinen Forscher: Vorschulkinder verfolgen Weg des Altfetts vom Verbraucher in den Autotank

Bericht aus dem Donaukurier vom 31.07.2019, Quelle:
https://www.donaukurier.de/lokales/hilpoltstein/Viel-Stoff-fuer-die-kleinen-Forscher;art596,4271542

Thalmässing (HK) Ganz viele Informationen, die sie für ihr Projekt im Rahmen der Aktion „Haus der kleinen Forscher“ brauchen, haben jetzt die Vorschulkinder aus dem Kindergarten Regenbogen gesammelt: Sie waren zu Gast im Altfettrecyclingbetrieb Lesch und fragten dem Chef ein Loch in den Bauch.

Probieren geht über Studieren – diesen Satz haben die kleinen Forscher längst verinnerlicht. Sie versuchten, das Fett mit Spülmittel zu reinigen. Dann war aber nicht nur der Dreck, sondern auch das Fett weg. Beim Reinigungsversuch mit Wasser setzte sich das Fett oben als Film ab. Und wenn man das Öl in der Salatschleuder rotieren lässt, wird es zwar heller, aber nicht sauber. Jeder Versuch warf neue Fragen auf. 

115000 gelbe Behälter, die je 180 Liter fassen, sammelt die Firma Lesch im Jahr ein. Das Fett wiegt so viel wie 3200 Elefanten. Heiko Lesch lüftet das Geheimnis und öffnet einen der Rückgabebehälter für die grünen Dosen. Wie im Alltag Fett gesammelt wird, zeigt er zusammen mit Elisa (Bilder im Uhrzeigersinn). | Foto: Karch
115000 gelbe Behälter, die je 180 Liter fassen, sammelt die Firma Lesch im Jahr ein. Das Fett wiegt so viel wie 3200 Elefanten. Heiko Lesch lüftet das Geheimnis und öffnet einen der Rückgabebehälter für die grünen Dosen. Wie im Alltag Fett gesammelt wird, zeigt er zusammen mit Elisa (Bilder im Uhrzeigersinn). | Foto: Karch

Doch ganz falsch lagen die Kinder mit ihren Versuchen nicht, wie ihnen Heiko Lesch bei ihrem Besuch versichert. „Das, was ihr im Kleinen gemacht habt, machen wir im Großen. “ Weil in den großen Maschinen aber die meisten Vorgänge nicht beobachtet werden können, zeigt Lesch den Kindern mit Alltagsgegenständen, wie aus altem Fett der Grundstoff für wertvollen Biodiesel wird. Das gesammelte Altfett wird erwärmt und durch ein großes Sieb gegossen. Das hält zum Beispiel die Reste von Fleischküchle und Semmelbröseln vom Schnitzel zurück. In einer Zentrifuge – einer großen Salatschleuder oder Waschmaschinentrommel – werden die feineren Reststoffe entfernt. Wenn das Fett ganz sauber ist, wird es von Tanklastzügen geholt und zu Betrieben gebracht, die daraus den Biodiesel herstellen. Fast wie bestellt rollt so ein Lastzug auf den Hof und lässt den Tank mit Fett volllaufen – ganz genau beobachtet von den Vorschulkindern. 

Die wollen auch wissen, woher denn das alte Fett überhaupt kommt. „Das sammeln wir bei Gaststätten ein, zum Beispiel in der Krone und beim Gerberwirt in Thalmässing oder auch bei McDonalds und Burger King. “ Natürlich auch bei der Gastwirtschaft in Eckmannshofen. Denn da waren die Kinder vorher, um an der Kerwa Bratwürste zu essen. Das Fett, in denen die Würste gebraten wurden, wird danach in einen Sammelbehälter geschüttet, der 180 Liter fasst. „Was schätzt ihr, wie viele solcher Tonnen wir im Jahr einsammeln“, will Heiko Lesch wissen. Die Kinder rätseln: 20 Behälter oder doch eine Million? Es sind 115000 Boxen im Jahr, erklärt Lesch. Und er kann den Kindern auch anschaulich machen, was das gesammelte Fett wiegt. Im Hilpoltsteiner Kurier hat er nämlich gelesen, dass beim Schulbustraining das Gewicht eines Busses in der Einheit Elefanten angegeben wurde. Ein Bus wiegt so viel wie vier Elefanten, das im Jahr gesammelte Fett so viel wie 3200 Elefanten. „Das ist megaviel“, staunen die Kinder. 

Foto: Karch
Foto: Karch

Immer wieder fällt der Blick der Kinder auf die großen, grünen Sammelbehälter, deren Geheimnis sie schon seit Monaten lüften wollen. Heiko Lesch hat im wahrsten Sinn des Wortes den Schlüssel dazu. Er sperrt die Behälter auf, in denen die dreieckigen Dosen mit altem Fett zurückgegeben werden können. Sie werden in einer großen Wanne aufgefangen und für jeden gebrauchten Behälter kommt wieder eine frische Dose heraus. 

Die Kinder können auch eine Neuheit bestaunen, die erst vor wenigen Tagen aufgebaut wurde: die Spülmaschine für die gebrauchten Dosen. Die sind nach dem Spülen zwar wieder sauber, riechen aber nicht wirklich frisch, eher nach Plastik – was die Kinder monieren. „Wir haben gerade eben in einer Besprechung festgelegt, dass wir jede Dose mit Duftspray besprühen“, informiert Heiko Lesch und die Kinder nicken zufrieden. 

Dass das Motto dieser Sammelaktion „Jeder Tropfen zählt“ heißt, wissen sie. Sie erfahren aber auch, dass Heideck momentan vor Thalmässing liegt, was das Sammelergebnis pro Einwohner betrifft. Und die Gemeinde, die diesen Wettstreit gewinnt, bekommt eine Tischtennisplatte geschenkt. Also: Jeder Tropfen zählt. 

Bericht: Andrea Karch