Landkreis Bad Kreuznach neu dabei !

Pressemitteilung der Kreisverwaltung Bad Kreuznach, 30.04.2025, Simone Mager

„Jeder Tropfen zählt“ – Upcycling statt Abflussrohr im Landkreis


BAD KREUZNACH. Ab 1. Mai 2025 können alle Bürger im Landkreis Bad Kreuznach ihre gebrauchten Speiseöle und -fette unkompliziert entsorgen – und dabei etwas für die Umwelt tun. Der Landkreis ist damit Vorreiter in Rheinland-Pfalz. In speziellen Mehrweg-Sammelbehältern können alle Öle und Fette aus Töpfen, Pfannen, Gläsern, Dosen, Grillschalen und Fritteusen – ungesiebt, also inklusive Panade-Resten, Kräutern oder Schafskäsebröseln – mit dem Ziel der Weiterverwertung gesammelt werden.


Wie genau funktioniert das System? Sobald der 1,2 l-Behälter voll ist, kann er kostenlos an verschiedenen Sammelstellen – zunächst im Bürgerbüro der Kreisverwaltung – gegen einen sauberen Behälter zum Weitersammeln getauscht werden. Diese einfache Lösung soll nicht nur Abflüsse und Kanalsysteme schonen, sondern auch einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz leisten. Aus den chemiefrei aufbereiteten Ölen und Fetten wird in der Regel Biokraftstoff (Biodiesel, HVO) gewonnen, der eine weitaus bessere CO₂-Bilanz als Mineralöl-Diesel aufweist.
„Bürger, die mitsammeln, leisten nicht nur einen Beitrag zur Abfallvermeidung und zum Schutz unserer Kanalisation, sondern unterstützen auch eine nachhaltige Mobilität in unserer Region. Machen Sie mit und tragen Sie aktiv zum Klimaschutz bei! Gemeinsam können wir einen Unterschied machen und unseren Landkreis noch lebenswerter gestalten“, zeigt sich Landrätin Bettina Dickes (CDU) überzeugt. Ein besonderer Vorteil: Die Busse der kreiseigenen Verkehrsgesellschaft (KRN) sind mit aus Altfett gewonnenen Biokraftstoff täglich für die Bürger im Landkreis unterwegs.

So wird gesammelt:
Die geruchsdichten, auslaufsicheren und bis 70 Grad Celsius hitzebeständigen Sammelbehälter sind gegen ein geringes Pfand von 2,50 Euro an einer der Ausgabestellen, zunächst im Bürgerbüro der Kreisverwaltung Bad Kreuznach, erhältlich und können befüllt dort auch wieder abgegeben und gegen einen neuen Behälter eingetauscht werden. Die gesammelten Speise- und Fettreste werden dann von der Firma Altfettrecycling Lesch in Bayern erhitzt und in Speiseöl, Feststoffe und Wasser getrennt. In einem Drei-Phasen-Dekanter wird dann das flüssige Altfett in seine Bestandteile getrennt. Ein Großteil des gereinigten Altfetts wird in der Treibstoffindustrie weiterverarbeitet und für die Biodieselherstellung verwendet, außerdem in der Kosmetikbranche oder zur Herstellung von Reinigungsmitteln.


Weitere Infos zur Aufbereitung unter: www.jedertropfenzaehlt.de
Informationen zu weiteren Ausgabe- und Sammelstellen gibt es in Kürze auf unserer Homepage:
https://www.kreis-badkreuznach.de/landkreis/wirtschaft-breitbandversorgung-klimaschutz-verbraucherberatung/vom-altfett-zum-biokraftstoff/

Bild oben: Setzten den offiziellen Startschuss zum Upcycling mit „Jeder Tropfen zählt“: Landrätin Bettina Dickes und Projektleiter Christian Hilbert von der „Jeder Tropfen zählt GmbH (4. u. 5. v.l.) mit Birgit Beuscher von der Wirtschaftsförderung sowie Birgit Kilian und Nicole Bamberger (v.l.) vom Bürgerbüro der Kreisverwaltung.

Gemeinden der VG Nennslingen sammeln mit !

Weißenburger Tagblatt, 29.03.2025, von Rainer Heubeck

Neues Altfett-Recycling – Jeder Tropfen zählt, auch in den vier Jura-Gemeinden


Bis auf die Gemeinde Raitenbuch sind die Behälter schon im Gebiet der Verwaltungsgemeinschaft auf dem Jura an die Haushalte verteilt. Zusammen mit den Städten Ellingen und Weißenburg, den Gemeinden Ettenstatt, Höttingen und Muhr am See sind nun rund ein Drittel der Landkreisbürger an das Sammelsystem der Thalmässinger Firma Lesch Altfettrecycling angeschlossen.
Und die sammeln schon kräftig, wie Geschäftsführer Hubert Zenk bei der Vorstellung von „Jeder Tropfen zählt“ in Nennslingen bilanzierte. „Seit dem 1. Januar 2024 wurden in den Kommunen rund 10.000 Liter Speiseöle gesammelt.“ Selbst in Nennslingen sind in wenigen Tagen schon Dutzende volle Behälter zum Automaten gebracht worden.

Suche nach weiteren Plätzen
Der Automat steht zentral für den Jura auf dem Gelände des Netto-Markts in Nennslingen. „Wir
suchen nach Plätzen, an denen viel Kundenverkehr ist“, so Zenk. Der volle Behälter – er fasst gut
einen Liter Altfett – wird einfach in den Rückgabeschacht des Automaten gestellt und fällt dann in den Sammelbehälter. Wenige Sekunden später gibt der Automat einen neuen leeren Behälter aus.Der hellgrüne, etwa zwei Meter hohe Kasten hat eine elektronische Steuerung, die von einem kleinen Solarmodul versorgt wird. „Das ist alles komplett autark“, beschreibt Zenk. Wenn der Sammelbehälter voll ist, gibt der Automat via Datenverbindung das Signal, dass er entleert werden muss. Dann kommt ein Lesch-Laster, holt die vollen Behälter ab und bestückt den Automaten wieder mit sauberen leeren Dosen.


Erwartetes Ergebnis
Die Teilnahme an dem Sammelsystem ist freiwillig, wer keinen Bedarf hat, kann den leeren Behälter auch bei seiner Gemeinde wieder zurückgeben – „oder sich bei größerem Bedarf auch einen zweiten holen“, so Zenk. Er ist mit dem bisherigen Sammelergebnis in Weißenburg, Ellingen, Ettenstatt, Höttingen und Muhr am See zufrieden, liegt dieses doch mit rund 300 Gramm Altfett pro Bürger im erwarteten Bereich. „Das lässt sich sicherlich noch steigern“, so Zenk, das Bewusstsein für die
„sinnvolle Sache“ werde sicherlich weiter steigen, ist sich der Geschäftsführer sicher.
Andernorts, wie in Erlangen, im Landkreis Roth oder im Hohenlohe-Kreis, werden teils über 500 Gramm pro Bürger gesammelt und an den Automaten abgegeben. Im Vergleich dazu sind die Zahlen aus den Recyclinghöfen, in denen auch Altfette abgegeben werden können, relativ mager: Maximal 100 Gramm pro Bürger sind es da.


Gemeinden zahlen Obolus
Dabei ist der Rohstoff überaus wertvoll, ein Aufbereiten und die Weitergabe an die Biodiesel-Hersteller sinnvoll. Mit Sprit aus 1,2 Kilo Altfett kann ein Auto etwa 20 Kilometer fahren, so die Zahlen aus dem Lesch-Pilotprojekt, das auch vom Bundesumweltministerium und der Deutschen Umweltstiftung finanziell gefördert wird.
Auch die jeweiligen Kommunen oder Landkreise müssen für „Jeder Tropfen zählt“ einen kleinen Obolus pro Bürger entrichten, damit sich das System mit Sammlung, Aufbereitung und Wiederverwertung wirtschaftlich rechnet. Dafür kümmert sich das Thalmässinger Unternehmen dann um Aufstellung, Behälterlieferung, Leerung und Informationen für die Bürger. In Nennslingen trägt der Automat auf dem Netto-Parkplatz auch Werbung heimischer Firmen, die das Sammelsystem auf dem Jura so unterstützen.

Größeres Sammelgebiet?
„Für uns ist das Ganze sehr sinnvoll“, sagt Nennslingens Bürgermeister Bernd Drescher – nicht nur mit Blick auf die gute ökologische Gesamtbilanz. Das Altfett aus den Haushalten sorgt durchaus für Probleme – durch Ablagerungen in den Abwasserkanälen und Belastung der Kläranlage, in der das Fett entfernt und abgebaut werden muss.